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sich noch' zo,vc^o Mann freiwillig, da sie hörten,
mit welcher Güte der Sieger die am vorigen
Tage Gefangenen behandelt habe. Die Kriegs¬
kasse, das Gepäck, alle Fahnen, und 14s Kano,
nen fielen den Schweden ln die Hände. Ganz
Narva war außer sich vor Freuden über diesen
glorreichen Sieg. Unter dem Donner der Ka-
nonen zog der achtzehnjährige Held in die Stadt
ein. Sein erster Gang war in die Kirche, und
knieend dankte er Gott für seinen Sieg. Die
alten Krieger, die den frommen Sinn ihres Führ
rers sahen, zerflossen in Freudenlhränen. Man
zeigte ihm den Bericht, den man von diesem
Siege nach Stockholm senden wollte, und siehe-
mit eigener Hand strich der bescheidene Jüngling
aus, was für ihn zu schmeichelnd und für den
Zar zu unrühmlich war. Die russischen Ossiciere
erhielten Geschenke, und wurden in Stockholm
mit Anstand und Milde behandelt.
Für August II. war die Nachricht von der
Niederlage seines Bundesgenossen ein Donner¬
schlag. Auch Peter erröthete, von einem Kna¬
ben bestegt zu seyu. Doch faßte er stch schnell,
und sagte: „Ich weiß wohl, daß uns die Schwe¬
den noch öfter schlagen werden, aber endlich wer¬
den sie uns auch siegen lehren." Beide verbün¬
dete Monarchen benutzten die kurze Winterruhe
zu einer persönlichen Zusammenkunft, zu Btr-
sen m Litthauen (Febr. 1701), in welcher sie
sich