Full text: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

120 Erster Zeitraum des Mittelalters: 476—752. B. Das Morgenland. 
26. Die Omaijaden. 
(Nach Gustav Well, Geschichte der Khalifen, bearbeitet von G. L.Krieg! in F. C. 
Schlosser's Weltgeschichte für das deutsche Volk.) 
Nach Ali's Tode huldigten seine Anhänger sogleich dem ältesten 
seiner Söhne, Hasan, und es sammelte sich in Irak um diesen bald 
ein Heer von 40,000 Mann. Hasan war aber zu schlaff, als daß er 
gegen den kräftigen und entschiedenen Muawia hätte bestehen können. 
Er verlor, als ein Theil seiner Truppen beim ersten Zusammenstoß 
mit Muawia's Heer geschlagen wurde, den Muth völlig, ward dann 
von seinen eigenen Leuten mißhandelt, und ließ sich daher schon nach 
wenigen Monaten in Unterhandlungen ein. In einem förmlichen Ver¬ 
trage entsagte er seinen Ansprüchen an das Khalifat und erhielt da¬ 
für volle Begnadigung für alle seine Verwandten und Freunde. Er 
starb 7 oder 8 Jahre später, vielleicht auf Muawia's Veranstaltung 
vergiftet. 
Mit Muawia I., der die Herrschaft in seiner Familie erblich 
machte, kam das Khalifat an das Haus der Omaijaden (661). 
Diese Familie, zu welcher auch der Khalif Othman gehört hatte, stammte 
von Abd Schems, dem Zwillingsbrudcr Haschim's, ab, und erhielt jenen 
Namen von Omaija, dem Sohne Abd Schems. Muawia, der, wie 
seine Nachkommen, den Sitz seiner Herrschaft in Damaskus aufschlug, 
hatte das Glück, daß der Tod ihn bald von dem einzigen Manne, der 
ihm hätte gefährlich werden können, dem Statthalter von Aegypten, 
Amru, befreite (664). Okba, welchem Muawia einige Zeit nachher 
die Stelle desselben übertrug, setzte den Kampf gegen das westliche 
Afrika mit Glück fort. 
Im Osten drangen die Mohammedaner erobernd bis nach Buchara 
und Samarkand und bis zum Indus-Fluß vor. Mit dem byzantini¬ 
schen Kaiser C o n st a n s hatte Muawia früher, um gegen Ali freie 
Hand zu behalten, einen schimpflichen Waffenstillstand geschloffen. So¬ 
bald er aber Alleinherrscher geworden war, brach er diesen, und Klein¬ 
asien konnte von ihm damals um so leichter mit Plünderungen heim¬ 
gesucht werden, da der Kaiser sich zur Bekrieguug der Longobarden nach 
Italien begeben hatte, und die rohen griechischen Miethtruppen in Asien 
sich mit den Arabern zur Beraubung des Landes verbanden. Die 
Araber fuhren bis nach Sicilieu, von wo sie Tausende von Menschen 
wegschleppten, und setzten sogar 7 Jahre nach einander in der Nähe 
von Constantinopel Truppen ans Land, um die Hauptstadt des Reiches 
anzugreifen (669—676). Diese Angriffe, welche man oft fälschlich 
eine 7jährige Belagerung von Constantinopel genannt hat, blieben jedoch 
ohne Erfolg, weil Stürme und Mangel den Arabern großen Schaden 
zufügten, und die Griechen durch die kurz vorher gemachte Erfindung des 
sog. griechischenFeuers ein unerwartetes Rettungsmittel erhielten. 
Ein syrischer Grieche, Kallinikus, hatte nämlich eine Mischung ent-
	        
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