Full text: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

132 Zweiter Zeitraum des Mittelalters: 762—1096. 
angesehensten Dynasten in dem westsächsischen Lande fortan auch 
als der Herzog der Westfalen erscheint, zum Niederrhein vordrangen, 
überall das Christenthnm zerstörten, die Friesen zur alten Freiheit 
und dem alten Glauben aufriefen und selbst das westliche Friesland in 
dem rheinischen Deltalande bedrohten. Jener Wittekind, sicher ein Mann 
von großen Gaben, blieb seitdem die Hauptstütze der Freiheit der Sachsen. 
Karl kam jedoch schneller aus Italien zurück, als es die Sachsen er¬ 
warten mochten, und scheint jetzt den bestimmten Plan gefaßt zu haben, 
das treulose und bundbrüchige Volk der Sachsen so lange zu bedrängen, 
bis sich dasselbe der fränkischen Herrschaft und dem christlichen Glauben 
unterworfen habe oder vernichtet sei. Dazu berief er im Frühlinge 
775 den großen Reichstag zu Düren an der Roer, wo von der gan¬ 
zen Versammlung der Reichskrieg gegen die Sachsen beschlossen ward. 
Vermuthlich zu Köln den Rhein überschreitend, drang er an der Ruhr 
aufwärts in Westfalen ein, wo die sächsische Bergfestung Sigib ur g, 
der Einmündung der Lenne in die Ruhr gegenüber, später unter dem 
Namen Hohensyburg bekannt, deren Trümmer noch jetzt dort zu erblicken 
sind, erobert ward. Weiter ostwärts vordringend, ward auch Eres- 
burg wieder den Sachsen entrissen, aufs Neue befestigt und durch eine 
Besatzung gesichert, und im siegreichen Kampfe gegen eine sächsische 
Schaar, bei Hölter die Weser überschreitend, wo er einen Theil seines 
Heeres zur Sicherung der Landschaften auf dem linken Stromufer zu¬ 
rückließ, drang er in das Gebiet der ostfälischen Sachsen bis zur Oker vor 
und nöthigte die Bewohner der umliegenden Gaue zur Unterwerfung. 
Nachdem er ganz Sachsenland siegreich durchzogen hatte, kehrte 
Karl im Herbste 775 wieder zum Rhein zurück, als ihn die Nachricht 
von der unruhigen Bewegung in Italien und der Hülferuf des Pap¬ 
stes Hadrianus zwangen, die noch keineswegs unterworfenen Sachsen 
zunächst unbeachtet zu lassen und seine Aufmerksamkeit jenem Lande zu¬ 
zuwenden. 
Unterdessen hatten die Sachsen Eresburg aufs Neue eingenommen 
und die Befestigungen daselbst zerstört, und wenn auch das feste Sigi- 
burg ihren Angriffen widerstand, so verbreiteten sie doch Schrecken bis 
zum Rhein. Darum berief Karl nach seiner Rückkehr aus Italien so¬ 
gleich das Maifeld nach Worms, wo der Krieg gegen die Sachsen 
schnell beschlossen und begonnen ward (776). Auch führte er eine größere 
Kriegsmacht als je zuvor über den Rhein bis gegen die Weser. Da 
erschienen die Sachsen aus den westfälischen Gauen in dem Quellge¬ 
biete der Lippe und baten den Sieger um Schonung; sie unterwarfen 
sich, gaben aufs Neue Geißeln und nahmen die Taufe an. 
Im Frühjahre 777 schrieb Karl nach dem hier zum ersten Male 
genannten Orte Paderborn im Quellgebiete der Lippe das Maiseld 
der Franken aus und berief zugleich die Sachsen, theils um sie durch 
die Macht der fränkischen Herrschaft zu schrecken, theils um sie an die 
politischen Einrichtungen der Franken, an den Heerbann und an die 
Abhängigkeit von dem Könige zu gewöhnen, theils auch, um der Ein-
	        
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