Full text: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

31. Karl der Große in Spanien. 
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31. Karl der Große in Spanien. 
(Nach Friedr. Will). Lembke, Geschichte von Spanien.) 
Aus dem Maifelde, welches Karl 777 in Paderborn hielt (vergl. 
S. 132), um die Huldigungen der kaum unterworfenen Völkerschaften 
cntgegenzunchmen, erschienen vor ihm, aus dem entlegenen Süden her¬ 
beigezogen, arabische Abgesandte, an ihrer Spitze der Befehlshaber Sa- 
ragossa's, Solaiman el Arabi. Abderrahman's Oberherrschaft über¬ 
drüssig, zog es dieser Moslem vor, sich dem großen Karl, dessen Ruhm 
schon damals weit und breit erscholl, zu unterwerfen und ihm die seiner 
Obhut anvertrauten Städte anzubieten. Eben so wohl der Wunsch, 
seine Herrschaft auf einem bisher noch unbetretenen Felde auszubreiten, 
als auch die Pflicht, den in Spanien bedrängten Christen Hülfe zu lei¬ 
sten, bewog den König Karl, der fremden Einladung ein geneigtes Ohr 
zu schenken. 
Das folgende Frühjahr 778 sah ihn bereits an der Spitze eines 
zahlreichen Heeres Frankreich durchziehen, um die Gipfel der Pyrenäen 
zu überschreiten. Aber die Enge der über das Gebirge führenden Pfade 
schrieb dem Könige Theilung seines Heeres vor. Während der in 
Austrasien, Burgund und der Lombardei aufgerufene Heerbann über 
Toulouse den Weg durch das östliche Septimanien nahm, drang Karl 
selbst geraden Weges durch Aquitanien und Navarra vor, überwältigte 
Pamplona und empfing hier die Huldigung des arabischen Statthalters. 
Unverweilt rückte er von da gegen Saragossa, wohin ihn Ebn el Arabi 
gerufen hatte; unter den Mauern dieser Stadt erreichte ihn die andere 
Abtheilung seines Heeres und schon war er im Begriffe, jenseit des 
Ebro die Hauptmacht der Moslemen aufzusuchen, als die Kunde von 
einer neuen Empörung der Sachsen ihn über die Pyrenäen zurückrief. 
Zwar übertrug er den arabischen Großen, welche sich ihm unterworfen, 
die Statthalterschaft über die Städte zwischen dem Ebro und den Py¬ 
renäen, aber durch mitgeführte Geißeln suchte er sich ihrer Treue zu 
versichern. Auf seinem Rückwege schleifte er die Mauern von Pam¬ 
plona, damit sie widerspänstigen Aufrührern keine Schutzwehr bieten 
möchten. Bis dahin war dem sieggewohnten Könige das alte Glück 
nicht untreu geworden, aber in den Engpässen der Pyrenäen lauerte 
seiner Verrath: das räuberische Gebirgsvolk der Vasconen, an ihrer 
Spitze der Herzog Lupus von Aquitanien, welcher vielfach erlittene Un¬ 
bilde seines Hauses an den Karolingern zu rächen hatte, harrte beute¬ 
lustig im Hinterhalte der Rückkehr der fränkischen Macht. 
_ Als auf schmalem Pfade vereinzelt und aufgelös't die fränkischen 
Krieger arglos einherzogen, brachen die Vasconen von den Gipfeln der 
Berge herunter, aus dem Dickicht der düstern Wälder hervor, warfen 
die der Gegend unkundigen Franken in die steilen Abgründe des Thales, 
erschlugen mit dem Schwerte die das Gepäck und die mitgeführte Beute 
geleitende Nachhut und kehrten, in den Mantel der eintretenden Nacht
	        
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