Full text: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

42. Otto I., der Große. 
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nes Ludolf mit der Wiederverheirathung seines Vaters neue Unruhen 
in Deutschland erregte, die den König bewogen, den Zug nach Rom 
vorläufig aufzugeben und die Beendigung des Krieges gegen Berengar 
seinem Schwiegersöhne Konrad zu übertragen. Dieser verbürgte in 
Unterhandlungen dem Berengar sein Reich, wenn er dem Könige nach 
Deutschland folge und sich ihm dort unterwerfe. Auf einem Reichs¬ 
tage zu Augsburg erhielt Berengar das italische Königreich (außer 
Friaul, welches mit dem Herzogthum Baiern vereinigt wurde) zurück 
als deutsches Lehen. 
Der letzte Kampf mit den Ungarn, 955. 
Als dem Reiche nochmals die Auflösung der kaum befestigten Ein¬ 
heit drohte, durch einen Zwiespalt innerhalb der königlichen Familie, 
der, weil die Glieder des sächsischen Königshauses (alle deutschen Länder 
beherrschten, sich über das ganze Reich ausdehnte, da wurde, wie so oft, 
durch äußere Feinde die bedrohte innere Einheit gerettet und gesichert. 
Sowohl die Ungarn als die Wenden hatten die Gelegenheit benutzt, 
um abermals in die Marken einzufallen. 
Um die Mitte des I. 955 hatten die Ungarn mit ungeheurer Hee¬ 
resmacht und zahllosen Massen das Land von der Donau bis zum 
Schwarzwalde überschwemmt, den Lech überschritten, Alemannien einge¬ 
nommen und Alles bis zur Iller mit Feuer und Schwert verwüstet, 
worauf sie den Bischof Ulrich in Augsburg belagerten. Die Stadt 
war nur mit niedrigen Mauern ohne Thürme umgeben, aber der Bi¬ 
schof vertheidigte sich sehr tapfer. 
Am 10. August, dem Feste des Märtyrers Laurentius, that Otto 
das Gelübde, diesem Heiligen zur Ehre in der Stadt Merseburg ein 
Bisthum zu errichten und seinen eben begonnenen Palast ihm zur Kirche 
zu weihen, wenn ihm Christus Sieg verleihen würde. Dann empfängt 
er vom Bischof Ulrich das Abendmahl, redet zu den Genossen des Krie¬ 
ges vom unvermeidlichen Kampfe, von ihrer Treue und Kraft, die sie 
ihm bisher erzeigt hätten, von der Menge der Feinde, von dem Muthe 
der Deutschen, die die Herren fast des ganzen Europa wären, endlich 
von der Hoffnung auf Gott, ergreift das Schwert, den Schild, die 
heilige Lanze, und spornt als der Erste sein Roß gegen die Feinde, 
wie Widukind sagt, zugleich vollführend die Pflicht des Soldaten und 
des Anführers. Vom Morgen bis gegen Abend wurde gestritten. Zu¬ 
erst widerstanden die Kühneren der Feinde; dann, als Einige fliehen 
und die Deutschen in die Mitte der ungarischen Reihen eindringen, 
werden auch jene getödtet. Endlich begann die Flucht; eine große Masse 
sucht ihr Heil, findet aber den Tod in den Wellen des Lech, Andere 
stiehen in die nahe gelegenen Ortschaften und werden zugleich mit den 
Mauern derselben verbrannt. Der König selbst verfolgte die Fliehen¬ 
den und tödtetc Alle, die er erreichen konnte. Es wird an demselben 
Tage noch das Lager der Feinde gestürmt, die Gefangenen werden 
sämmtlich befreit, und am Abend reitet Otto mit dem Bischof Ulrich
	        
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