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Zweiter Zeitraum des Mittelalters: 752—1096.
den Bannfluch aus, 1054. Die ganz neue Stellung, welche das
Papstthum bald darauf, seit Gregor VII., erhielt, mußte die beiden
Kirchen für immer trennen.
65. Mite und Verfall des Khaüfats unter den Mbasiden.
(Nach Johann Gottfried Eichhorn, Weltgeschichte, zum Theil bearbeitet vom
Herausgeber.)
Zur Zeit der Thronbesteigung der Abbasiden waren die Khalifen
die mächtigsten und unumschränktesten Monarchen der Erde. Ihr Reich
erstreckte sich non den Grenzen der Tatarci und Indiens bis an die
spanische und afrikanische Küste des atlantischen Meeres. Diese Aus¬
dehnung*) hatte die Herrschaft der Araber schon im zweiten Jahrzehend
des 8. Jahrhunderts erreicht. Um diese Zeit aber stockte bereits der
reißende Strom des arabischen Kriegsglücks im Osten und Westen, dort
bei dem zweimaligen vergeblichen Versuche, Eonstantinopel zu stürmen
(siehe S. 120 und 122), hier bei dem Vordringen in das fränkische
Reich (s. S. 89). Mit dem Sturze der Omajaden 752 (s. S. 123)
beginnt auch der Abfall einzelner Länder, zunächst der entferntesten im
Westen, indem Abderrahman, der einzige Omajade, welcher dem über
sein Geschlecht verhängten Blutbade entronnen war, ein unabhängiges
Khalifat in Spanien gründete (755) und die Edrisiden, ein Zweig
der Nachkommen Ali's, die sich abermals von dem Khalifat ausgeschlossen
sahen, im Jahre 789 Mogreb (jetzt Fez und Marokko) losrissen und
ein Reich stifteten, welches zwar nur 152 Jahre (789—841) dauerte,
aber nie wieder mit dem Khalifat von Bagdad vereinigt worden ist.
Im Jahre 800 machte sich, während die Brüder Amin und Mamun
um das Khalifat stritten, Ibrahim, der Statthalter von Kairwan (Cy-
rene), in Afrika unabhängig und stiftete den Staat der Aglabiden, der
über 100 Jahre dauerte (von 800—908) und ebenfalls auf immer
von dem Khalifat zu Bagdad getrennt blieb. Nach diesen Trennungen
im Westen war das arabische Reich noch immer ein ungeheueres Kaiser¬
thum, das Riescnarme erforderte, wenn cs zusammengehalten werden
sollte. Aber bald begannen auch die Verluste im Osten durch die Un¬
vorsichtigkeit der Khalifen selbst. Im Jahre 820 räumte Mamun sei¬
nem tapfern Feldherrn Taher zu große Gewalt über Chor a sau ein,
mit welcher Statthalterschaft zugleich die Hoheit über die zinsbaren
Länder der Türken jenseits des Gihon verbunden war; und seitdem
waren Chorasan und diese Länder für das Khalifat verloren und in
dasselbe den Türken der Weg geöffnet.
Doch stand jetzt das Khalifat, wenn cs gleich an Länderumfang
*) Eine geographische Skizze des Reiches der Araber siehe in meinem historisch-
geographischen Schulatlas II. S. VII.