Full text: Die Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

73. Dcr Kreuzzug gegen Consiantinopel. 
337 
Heinrich VI. der ritterlichen Stiftung ihre Bestätigungen ertheilt hatten, 
erfolgte die förmliche Einweihung von vierzig Rittern edlen Stammes 
und frommen Wandels, die den ersten ritterlichen Brüderverein bildeten. 
Der Patriarch legte ihnen als Ordensgewand ein geweihtes weißes Rit¬ 
terkleid mit einem schwarzen Kreuze an und erklärte den Orden mit 
allem seinem Besitze in den Schutz des heiligen Petrus. Der König 
von Jerusalem aber schrieb ihnen im Aufträge des Papstes und des 
römischen Königs als die wichtigsten ihrer Pflichten vor: ritterlichen 
Dienst zum Schutze und zur Verteidigung des heiligen Landes, unab¬ 
lässigen Kampf gegen die Feinde Christi, Beschirmung der Kirche und 
ihrer Diener, mildreiche Hülfe gegen Wittwen und Waisen und Pflege 
der Kranken und Leidenden. Darin solle für alle Zeiten der Orden 
seine unabänderliche Bestimmung erkennen. Ein Meister des Ordens 
sollte zur Obhut über Ehre, Ordnung und Zucht stets an seiner Spitze 
stehen. Der fromme und tapfere Ritter Heinrich Walpot von Bassen¬ 
heim aus den Rheinlanden war es, den man als den Würdigsten zuerst 
zum Meister erkor. 
So war der deutsche Orden vor Akkons Mauern entstanden, der, 
wie er damals den Kampf gegen die Ungläubigen im Morgcnlande als 
Pflicht auf sich nahm, so nachmals die Heiden in Preußen überwältigen 
und der christlichen Kirche zuführen sollte. 
71. Der LreuWg gegen Constantinopel. 
(Nach Fr. von Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, zum Theil 
bearbeitet vom Herausgeber.) 
Kaiser Heinrich VI. gedachte das Werk seines Vaters und seines Bruders 
Friedrich, welche beide ihren Tod auf dem dritten Kreuzzuge gefunden 
hatten, sortzusetzen. denn noch immer war Jerusalem in den Händen der 
Saracenen. Er sandte neue Schaaren von Kreuzfahrern von Apulien 
aus nach Syrien, welche auch, ohne Rücksicht auf den Waffenstillstand, 
Sidon, Tyrus und Berytus gewannen, aber der Kaiser selbst blieb in 
Sicilien und die meisten Deutschen kehrten nach dem mit einem inneren 
Kriege bedrohten Heimatlande zurück. 
König Amalrich von Cypern übernahm die Leitung der syrischen An¬ 
gelegenheiten, und war froh, einen neuen Waffenstillstand mit den Sa- 
racenen abzuschließen. Unter den Christen selbst konnte er jedoch die 
Einigkeit nicht Herstellen, denn die großen Orden waren in leidenschaft- 
ttchen Streit verwickelt, und jeder einzelne schloß für sich Verträge, gab 
Handelsfreiheiten und machte den unabhängigen Herrn, ohne Rücksicht 
auf das Ganze. Es bedurfte einer großen, folgerecht und tüchtig gelei¬ 
teten Anstrengung des Abendlandes, wenn die Verhältnisse des christli¬ 
chen Orientes eine irgend befriedigende Gestalt annehmen sollten; und 
wem konnte die Erneuerung und Erweiterung christlicher Herrschaft in 
Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken. II. 22
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.