73. Dcr Kreuzzug gegen Consiantinopel.
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Heinrich VI. der ritterlichen Stiftung ihre Bestätigungen ertheilt hatten,
erfolgte die förmliche Einweihung von vierzig Rittern edlen Stammes
und frommen Wandels, die den ersten ritterlichen Brüderverein bildeten.
Der Patriarch legte ihnen als Ordensgewand ein geweihtes weißes Rit¬
terkleid mit einem schwarzen Kreuze an und erklärte den Orden mit
allem seinem Besitze in den Schutz des heiligen Petrus. Der König
von Jerusalem aber schrieb ihnen im Aufträge des Papstes und des
römischen Königs als die wichtigsten ihrer Pflichten vor: ritterlichen
Dienst zum Schutze und zur Verteidigung des heiligen Landes, unab¬
lässigen Kampf gegen die Feinde Christi, Beschirmung der Kirche und
ihrer Diener, mildreiche Hülfe gegen Wittwen und Waisen und Pflege
der Kranken und Leidenden. Darin solle für alle Zeiten der Orden
seine unabänderliche Bestimmung erkennen. Ein Meister des Ordens
sollte zur Obhut über Ehre, Ordnung und Zucht stets an seiner Spitze
stehen. Der fromme und tapfere Ritter Heinrich Walpot von Bassen¬
heim aus den Rheinlanden war es, den man als den Würdigsten zuerst
zum Meister erkor.
So war der deutsche Orden vor Akkons Mauern entstanden, der,
wie er damals den Kampf gegen die Ungläubigen im Morgcnlande als
Pflicht auf sich nahm, so nachmals die Heiden in Preußen überwältigen
und der christlichen Kirche zuführen sollte.
71. Der LreuWg gegen Constantinopel.
(Nach Fr. von Raumer, Geschichte der Hohenstaufen und ihrer Zeit, zum Theil
bearbeitet vom Herausgeber.)
Kaiser Heinrich VI. gedachte das Werk seines Vaters und seines Bruders
Friedrich, welche beide ihren Tod auf dem dritten Kreuzzuge gefunden
hatten, sortzusetzen. denn noch immer war Jerusalem in den Händen der
Saracenen. Er sandte neue Schaaren von Kreuzfahrern von Apulien
aus nach Syrien, welche auch, ohne Rücksicht auf den Waffenstillstand,
Sidon, Tyrus und Berytus gewannen, aber der Kaiser selbst blieb in
Sicilien und die meisten Deutschen kehrten nach dem mit einem inneren
Kriege bedrohten Heimatlande zurück.
König Amalrich von Cypern übernahm die Leitung der syrischen An¬
gelegenheiten, und war froh, einen neuen Waffenstillstand mit den Sa-
racenen abzuschließen. Unter den Christen selbst konnte er jedoch die
Einigkeit nicht Herstellen, denn die großen Orden waren in leidenschaft-
ttchen Streit verwickelt, und jeder einzelne schloß für sich Verträge, gab
Handelsfreiheiten und machte den unabhängigen Herrn, ohne Rücksicht
auf das Ganze. Es bedurfte einer großen, folgerecht und tüchtig gelei¬
teten Anstrengung des Abendlandes, wenn die Verhältnisse des christli¬
chen Orientes eine irgend befriedigende Gestalt annehmen sollten; und
wem konnte die Erneuerung und Erweiterung christlicher Herrschaft in
Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken. II. 22