73. Der Kreuzzug des Kaisers Friedrich II. 345
willen auf ihren Schiffen das jugendliche Heer nach Syrien zu führen.
Von sieben großen Schiffen, auf welchen die Knaben die Meerfahrt an¬
traten, scheiterten nach zweitägiger Fahrt, als ein furchtbares Ungewitter
sich erhoben hatte, zwei an einem Felsen bei der Insel San Pietro
in der Nähe von Sardinien und alle auf denselben befindliche Knaben
fanden ihren Tod in den Wellen. Die übrigen fünf Schiffe entgingen
zwar der zerstörenden Gewalt des Sturmes; die beiden ruchlosen Scla-
venhändler aber richteten die Fahrt nicht nach Syrien, sondern nach
Aegypten und verkauften die Knaben und übrigen Pilger, welche in
ihrer Gewalt waren, zu Alexandria als Sclaven. Einer dieser Pilger,
welcher nach IZjähriger Sclaverei in seine Heimat zurückkehrte, erzählte,
daß keines der in die Dienstbarkeit der Ungläubigen gerathenen Pilger-
kindcr, weder durch Verheißungen und Drohungen, noch durch Marter
und Liebkosungen zum Abfalle vom christlichen Glauben sich hätte be¬
wegen lassen. Die beiden ruchlosen Sclavenhändler ließ späterhin der
Kaiser Friedrich II., als sie der verbrecherischen Absicht überführt wur¬
den, ihn in die Hände des saracenischen Emirs von Sicilien zu liefern,
nebst diesem Emir und dessen beiden Söhnen an einem Galgen auf-
hängen.
73. Der Kreuzzug des Kaisers Friedrich 1!.
(Nach C. Wer nicke, Geschichte des Mittelalters.)
Ueber der Eroberung Constantinopels hatte man Palästina, das
eigentliche Ziel des Kreuzzuges, ganz vergessen, und ungeachtet aller Be¬
mühungen des Papstes geschah für die syrischen Christen von Europa
aus nichts. Denn ein Zug, den König Andreas II. von Ungarn 1217
in Begleitung der Herzöge Leopold von Oesterreich und Otto von Me¬
ran, des Erzbischofs von Salzburg und vieler, besonders deutscher Bi¬
schöfe und Großen unternahm, mißlang gänzlich. Er kam über Cypern
nach Acre und drang, Alles verwüstend, bis zum galiläischen Meere
vor; aber bald mußte er sich wegen Mangels an Lebensmitteln nach
Acre zurückziehen und kehrte wegen Krankheit und wegen schlechter Nach¬
richten ans der Heimat wieder in sein Reich zurück, das er erst nach
manchen Unfällen erreichte.
Das erste bedeutendere Unternehmen zur Befreiung des gelobten
Landes ging wieder von Deutschland aus. Der deutsche Kaiser Fried¬
rich II. hatte schon im Juli 1215 bei seiner Krönung zu Aachen mit
vielen Fürsten das Kreuz genomnien; er verschob aber unter allerlei
Vorwänden die Ausführung des Zuges von Jahr zu Jahr, so sehr
auch Papst Honorius III., welcher auf Jnnocenz folgte, ihn deßhalb
drängte. Auf Anstiften des Papstes vermählte er sich im Jahre 1225
mit Jolanta, der Tochter des französischen Grasen Johann von Bricnne,
der dem Namen nach König von Jerusalem war und sich damals in