83. Friedrich II.
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thal versperren; hier wandte sich Alles, was noch von früheren Tagen
her Anhänglichkeit an das Geschlecht der Staufen bewahrt hatte, Fried¬
rich zu, und wen nicht das Herz oder der Gehorsam gegen die Kirche
zu ihm trieb, der ließ sich durch die Freigebigkeit bestimmen, mit welcher
der junge König Reichs- wie Familiengüter wegschenkte. Den Wünschen
vieler Fürsten nachgebend, welche die nürnberger Wahl, zu der sie nich!
geladen waren, als ordnungswidrig nicht gerne anerkennen mochten, ließ
sich Friedrich durch eine sehr zahlreiche Fürstenversammlung zu Frank¬
furt (6. December 1212) von Neuem und in aller Form wählen, und
erst von diesem seinem dritten Erwählungstage zählte er die Jahre sei¬
ner Regierung in Deutschland. Die Krönung fand, da Aachen noch in
der Gewalt Otto's war, wieder, wie vor 10 Jahren, im Dom zu
Mainz Statt. In Regensburg empfing er die Huldigung der Fürsten
des Südostens und schon im Sommer 1213 war Otto aus dem grö¬
ßeren Theile des Reiches von dem Staufen'schen Gegner verdrängt, der
sich jetzt anschickte, ihn im Norden, in den welfischen Hauslanden selbst
heimzusuchcn.
83. Friedrich II.
(Nach Joh. Friedr. Böhmer, die Regesten des Kaiserreiches, und Heinr. Leo,
Geschichte der italienischen Staaten, mit einer Einleitung nach O. Abel, Kaiser
Otto IV. und König Friedrich II., bearbeitet vom Herausgeber.)
Die Geschichte weiß von vielen bedeutenden Männern zu erzählen,
die in einer Jugend voll Mühen und Entbehrungen die Schule für ihre
künftige Größe durchgemacht haben: wohl nie hat aber ein Fürst seine
Kinderjahre so trüb und traurig verlebt, als Friedrich II.
Am 26. December 1194 war er zu Jesi in der Mark Ancona
geboren, zu einer Zeit, da sein Vater alle Gegner niedergeworfen hatte
und in Italien wie in Deutschland auf der Höhe seiner Macht stand.
Welche Erwartungen mochten sich an dieses Kind knüpfen, dem die
deutschen Fürsten schon in die Wiege die römische Königskrone gelegt
hatten, das, so schien es, die Macht seiner beiden Großväter, Kaiser
Friedrichs und König Roger's, dereinst zu vereinigen und die Entwürfe
Heinrich's VI. vollenden sollte. Aber Friedrich war noch nicht drei
Jahre alt, als sein Vater, noch nicht vier Jahre alt, als auch seine Mutter
Constanze starb, und der Erbe halb Europa's stand allein in der Welt,
ohne Verwandte und ohne Freunde, schütz- und hülflos, wie noch nie
ein König. Am Pfingstseste (17. Mai) 1198 ward der dreijährige
Knabe im Dom von Palermo zum Könige gesalbt und gekrönt, fünf
Monate später, kurz vor der Mutter Tod, auch die Anerkennung und
Belehnung des Papstes für ihn erwirkt.
Mit Vollendung seines 12. Lebensjahres war der junge König nach
Feudalrecht der oberlehnsherrlichen Vormundschaft des Papstes entwachsen,