Full text: Von der Reformation bis zur Französischen Revolution (Bd. 4)

Der bairische Erbfolgestreit 1778. 1784. 215 
ab. Aber der nächste Erbe des Kurfürsten, der Herzog Karl 
von Zweibrücken, erhob Einsprache dagegen und wandte 
sich um Hülfe an Friedrich den Großen. Da Friedrich 
durch friedliche Unterhandlung in Wien nichts ausrichtete, 
so kam es zum Krieg; er rückte mit einem Heer in Böhmen 
ein (5. Juli 1778). Dieser Krieg heißt der bairische Erb¬ 
folgekrieg, aber das Volk uaunte ihn spottend den „Kar¬ 
toffelkrieg". Denn auf beiden Seiten zeigte sich keine rechte 
Kriegslust; es kam zwar zu mehreren kleineren Gefechten, 
aber zu keiner Schlacht, und man schloß am 3. Mai 1779 
den Frieden zu Tescheu ab. Joseph mußte seinen An¬ 
sprüchen auf Baiern entsagen; nur das Jnnviertel, das Land 
zwischen Inn, Donau, Salza und Traun, kam an Oestreich. 
Dadurch erhielt es eine unmittelbare Verbindung mit Tirol. 
Nicht lange nach dem Tode der Maria Theresia, inv 
I. 1784, nahm Joseph den Plan, sich Baiern anzueignen 
und dadurch feine Staaten im Westen abzurunden, wieder 
auf. Er schlug dem Kurfürsten Karl Theodor vor, daß er 
Baiern an Oestreich abtrete und dafür die östreichischen 
Niederlande nehme unter dem Titel eines Königreichs Bur¬ 
gund. Die Niederlande waren für Oestreich ein unsicherer 
Besitz; sie lagen fern von den übrigen östreichischen Landen 
und waren stets dem Angriffe Frankreicks ausgesetzt. Da¬ 
rum wollte Jofeph sich ihrer entledigen, und zwar für einen 
schönen Preis. Karl Theodor ging auf den Vorschlag ein, 
er wollte das Erbland der Wittelsbacher, das treu an seiner 
angestammten Fürstenfamilie hing, gegen das unsichere 
Belgien vertauschen. Aber wiederum that der Herzog von 
Zweibrücken Einsprache, und Friedrich von Preußen nahm sich 
feiner an. Dieser stiftete damals den deutschen Fürstenbund 
(S. 213) und nöthigte den Kaiser, seinen Plan aufzugeben. 
Joseph II., der nach dem Tode feiner Mutter zehn 
Jahre in Oestreich herrschte (1780—1790), war ein edler 
Mann, von großen Fähigkeiten unb vielen Kenntnissen. Er 
wollte nur das Wohl feiner Unterthanen und beabsichtigte, 
dem Vorbilde Friedrichs nacheifernd, seine LandMrckM^,^^^, 
Menge durchgreifender Reformen zu beglücken. er je 
Schulb::;'. r schung 
Braurschweig 
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