Full text: Die Geschichte der neuern Zeit (Bd. 3)

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26. Gustav Wasa. 
Dänen die Ladung von mehreren Seiten, verwundeten ihn aber glück¬ 
licher Weise nur am Fuße, und der kluge Schütz brachte, uin den 
Argwohn von den Blutspuren abzulenken, seinem Pferde vorsätzlich eine 
Wunde bei. 
Dieser Gefahren und fruchtlosen Jrrsale überdrüssig, gab sich Gustav 
um Weihnachten 1520 in einer großen Versammlung der Dalekarlen 
bei Möra zu erkennen. Seine begeisterte Aufforderung: sie sollten Alles 
für die Freiheit des Vaterlandes wagen, erweckte zwar Theilnahme, 
führte aber (bei der Erinnerung an frühere unglückliche Kriege) zu 
keinen Beschlüssen oder Thaten. Deßhalb wollte Gustav alle größeren 
Plane ganz aufgeben und Schweden verlassen; da trafen andere Flücht¬ 
linge ein, welche seine Darstellung der Tyranneien nicht bloß bestätigten, 
sondern auch Furcht vor neuen Grausamkeiten erweckten. Zurückberufen 
und an die Spitze der kühnen Unzufriedenen gestellt, überraschte Gustav 
Falun und erklärte Christian II. den Krieg. Denn dieser habe sich 
durch List und Ränke auf den, schon von seinen Vorfahren verwirkten 
Thron gesetzt, die Krönung mit Gewalt erzwungen, seine Versprechungen 
überall gebrochen, der edelsten schwedischen Männer Blut frevelhaft ver¬ 
gossen und von ihm, Gustav, nie den Eid der Treue empfangen. 
Als nun Christian, zum Theil aus Mangel au Geld, nichts that, 
seine Anhänger in Schweden zu unterstützen, Westeräs und Upsala in 
Gustav's Hände sielen, und die Umlagerung Stockholms begann, so 
traten immer mehr aus allen Ständen auf seine Seite, und er ward 
im August 1521 auf dem Reichstage in Wadstena zum Rcichsverweser 
ernannt. Ja als Christian nach den Niederlanden entfloh und Däne¬ 
mark sich einen eigenen König (Friedrich I. Herzog von Holstein und 
Schleswig) gab, trug man Gustav auf dem Reichstage zu Strengnäs 
(Juni 1523) die schwedische Krone an. Er hegte ernste Zweifel, ob 
er darauf eingehen solle, denn das Beispiel der Sture konnte selbst 
einen Muthigen zurückschrecken, auch waren die meisten Festungen noch 
in fremden Händen, der Geldmangel groß und Kriegsmacht und Flotte 
in schlechten Umständen. Andererseits wollte kein echter Schwede die 
Verbindung mit Dänemark erneuern, keiner stellte sich ihm als Neben¬ 
buhler entgegen und selbst der päpstliche Abgeordnete, Johannes Magnus, 
stimmte für seine Erhebung. So ward er 1523 feierlich zum König 
ernannt, hielt am 23. Juni unter höchstem Jubel seinen Einzug in 
Stockholm und brachte allmählich das ganze Reich in seine Botmäßigkeit. 
Hiermit waren indeß Sorgen und Gefahren keineswegs ganz be¬ 
seitigt: denn König Friedrich I. von Dänemark machte jetzt Ansprüche 
auf Schweden, und die Hanseaten verlangten Bestätigung, ja Erweite¬ 
rung ihrer ungemein großen Rechte und Freiheiten, so wie den Ersatz 
sehr beträchtlicher Vorschüsse. Friedrich's Ansprüche wurden im October 
1523 auf dem Reichstage zu Süderköpiug verworfen; auch konnte er 
sie (in Dänemark kaum befestigt und von Christian noch bedroht) 
wenigstens in diesem Augenblicke nicht geltend machen. Den Hanseaten, 
welche sich allerdings um Gustav's Erhebung Verdienste erworben hatten,
	        
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