Full text: Die Geschichte der neuern Zeit (Bd. 3)

30. Portugals Größe und Verfall. 
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wickelt wurden, und eine Folge der falschen Politik der spanischen Könige 
und Minister, die nicht einsahen oder nicht einsehen wollten, wie innig 
Spaniens Wohl mit dem von Portugal verschlungen war, die vielmehr 
in der Verarmung und Erniedrigung der „Provinz" Portugal ein 
Befestigungsmittel der spanischen Macht erblickten und von dem kranken 
Gliede der Monarchie die Wiederherstellung und Gesundheit des ganzen 
Körpers erwarteten. 
Die Regierung Philipp's III. (IV. in Spanien) 1621—1640 
war noch verderblicher für Portugal, da fast alle portugiesischen Besitzun¬ 
gen in beiden Indien verloren gingen. Die Holländer eroberten mehrere 
Provinzen Brasiliens, das für den Sklavenhandel wichtige St. Jorge 
de la Mina an der Küste von Guinea, sie breiteten den Handel der 
ostindischen Compagnie über ganz Indien aus, erhielten von den Chinesen 
die Insel Formosa, vertrieben die Portugiesen völlig aus Japan und 
endlich (1641) auch aus Malakka, nächst Goa, der wichtigsten portu¬ 
giesischen Stadt in Indien. 
Die Revolution, 1640. 
Die Klagen und Vorwürfe gegen die Regierung steigerten sich von 
Tage zu Tage. Unser edles Vaterland, so sprachen die Portugiesen, 
dessen Ruhm und Macht sich über alle Theile der Welt verbreitet hatte, 
ist durch die Verbindung mit dem mächtigen Spanien keineswegs ge¬ 
stärkt worden, sondern überall in bitteren Verlust gerathen. Als unab¬ 
hängige Portugiesen lebten wir mit den Völkern Europa's in Freund¬ 
schaft und wurden hoch von ihnen geehrt; jetzt heißen wir die Knechte 
Spaniens und müssen unsere Kraft verwenden, nicht um Macht zu 
erwerben und Freiheit zu begründen, sondern für spanische Tyrannei 
gegen mißhandelte Völker. In Lissabon, einst dem reichsten Handels¬ 
plätze der Welt und dem Sitze eines glänzenden Hofes, sind fast alle 
Kaufmannshänser und unzählige Gewerbtreibende zu Grunde gegangen, 
und es soll uns zum Tröste gereichen, daß sich Spanien, durch Ver¬ 
kehrtheit seiner Regierung, in gleich elendem Zustande befindet. Die 
Könige, welche beschwuren, unsere Rechte und Gesetze, unsere Freiheiten 
und Sitten zu erhalten, suchen vielmehr dies Alles anszurotten, ja das 
Andenken der Vergangenheit, die Freude an der Gegenwart und alle 
Aussicht in die Zukunft mit einem Male zu vernichten. Unsere Kriegs¬ 
fahnen sind zur Seite geworfen, denn sie erinnerten zu bestimmt an 
unsere frühere Unabhängigkeit und Größe; unsere Sprache wird ver¬ 
drängt, denn in ihr sind Heldenlieder gesungen, wie sie Castilien nicht 
aufzuweisen hat; unsere Kriegsvorräthe hat man nach Spanien geschleppt 
(so allein 900 Kanonen nach Sevilla) und unsere Festungen verfallen 
lassen; denn unter fremdem Schutze sicher, bedürfe Portugal keiner 
eigenen Vertheidignng durch Portugiesen! Portugal (meinen Spaniens 
Könige) sei eine unbedeutende, eroberte Landschaft, die keines Staats- 
rechtö bedürfe und keine Auszeichnung verdiene: daher beriefen sie binnen
	        
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