Metadata: Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte

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daß man den Frieden bestätigte: Oesterreich trat ab die Niederlande 
und die Länder, die es in Italien besessen, und erhielt dagegen den 
größten Theil des Gebietes der tausendjährigen Republik Venedig, das, 
wie es scheint, der französische General, früher verschenkte, als er es 
hatte, d. h. er versprach es an Oesterreich und eroberte es sodann. 
Dagegen bildete er aus den österreichischen Besitzungen in Italien eine 
neue Republik, Cisalpinien, mit der Hauptstadt Mailand, die einzig 
ihrem Schöpfer anzugehören schien. So verließ Buonaparte ruhmbe¬ 
kränzt den ersten Schauplatz seiner glanzenden Siege; und da der fran¬ 
zösischen Republik damals nur noch ein Feind unbesiegt war, England, 
so wurden alle Anstrengungen gegen diesen gerichtet, und Buonaparte 
schon den 28. Oct. 1797 zum Oberbefehlshaber der Armee gegen Eng¬ 
land ernannt. In allen französischen Häfen an der Nordküste begannen 
furchtbare Rüstungen; eine große Truppenzahl sammelte sich am Kanal, 
und alle französischen Zeitungen verkündigten Landung auf England, 
so daß man auch in London nicht wenig besorgt ward, und drohende 
Gegenanstalten traf. — In der nämlichen Zeit aber, da man diese 
Rüstungen am Kanal mit großem Geräusch betrieb, wurden auch zu 
Toulon und an der italienischen Küste Schiffe und Truppen versam- 
1798 melt, und seit dem April 1798 sagte man hier und da laut, diese Un¬ 
ternehmung sei gegen Aegypten bestimmt, um von da mit einer Armee 
nach Ostindien zu gehen und der brittischen Herrschaft dort ein Ende 
zu machen. Allein der Gedanke schien so abenteuerlich, daß man fast 
nirgend daran glaubte, wie sehr es auch voller Ernst damit war. Ob 
Buonaparte selbst zuerst den Plan angegeben habe, weiß man nicht; 
die Ausführung wenigstens betrieb er, als wäre es ganz sein Plan; 
und die Directoren in Paris unterstützten ihn dabei gern, auch in der 
Rücksicht, um den bewunderten Helden, den kühnen, beharrlichen und 
heimlichen Italiener mit seiner italienischen Armee aus ihrer Nähe zu 
entfernen. Den 19. Mai 1798 segelte er mit 40,000 Mann Land¬ 
truppen, auf einer Flotte von mehr denn 400 Segeln, von Toulon ab, 
nahm Malta durch Verrath den 12. Juni, entging glücklich der ihn 
verfolgenden englischen Flotte unter Nelson und landete den 1. Juli 
an der ägyptischen Küste bei Alexandrien. Aber während Buonaparte 
in die Hauptstadt Aegyptens, Kairo, eingezogen war, erreichte endlich 
Nelson nach langem vergeblichen Umhersegeln die französische Flotte im 
Hafen von Abukir den 1. August, und am Morgen des 2ten war die 
französische Flotte völlig vernichtet. Die Engländer herrschten auf dem 
Mittelmeere von Gibraltar bis Alexandrien; Buonaparte war in^ Ae¬ 
gypten von aller Verbindung mit Frankreich abgeschnitten, und Türken 
und Engländer rüsteten sich, ihn von der Landseite, von Syrien her 
über die Landenge Suez, anzugreifen. Zwar kam er ihnen zuvor, 
1799 drang im Februar 1799 durch die Wüste in Palästina und Syrien bis 
nach der Festung Acre vor; doch hier wurde das erste Mal seine Hart¬ 
näckigkeit gebrochen. Ueber zwei Monate lag er vor der Festung; drei 
Tage hinter einander hatte er vergeblich Sturm laufen lassen, und als 
er nun zurück mußte, war er gezwungen, alle seine Verwundeten und 
Kranken den erbitterten Feinden preis zu geben. In Aegypten, erkannte 
Buonaparte, habe er seine Rolle ausgespielt. Dagegen eröffnete sich 
ihm nach den Nachrichten, die er aus Europa erhielt, hier ein günsti-
	        
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