47. Ludwig's XIV. Mmderjähngknt. Mazarin. 299
drei Jahre glänzende Tapferkeit und unermüdliche Thätigkeit bewährt,
und bald bewies er, daß er auch die Eigenschaften eines genialen Feld¬
herrn besitze, namentlich eine Geistesgegenwart, welche selbst im gefähr¬
lichsten Augenblick rasch den passenden Entschluß erkannte und ergriff.
Um die Festung Rocroy, welche die Spanier eingeschlosscn und deren
Außenwerke sie schon genommen hatten, zu retten, beschloß er eine
Schlacht zu liefern, obwohl der Marschall von L'Hospital, welcher ihm,
um seinen jugendlichen Ungestüm zu mäßigen, beigegeben war, ihm vor¬
stellte, wie gefährlich eine Niederlage im Anfang einer vormundschaft¬
lichen Regierung werden könne. Der linke französische Flügel unter
L'Hospital wurde zwar besiegt, allein Enghien, welcher den rechten
befehligte, hatte zu gleicher Zeit die ihm gegenüberstehendcn Feinde ge¬
worfen und wandte sich nunmehr, ohne diese zu verfolgen, gegen den
siegenden Theil der feindlichen Armee, welcher, bestürzt über den uner¬
warteten Angriff, eine gänzliche Niederlage erlitt. Das feindliche Cen¬
trum, aus alten spanischen Soldaten bestehend, wurde erst nach längerm
Kampfe überwältigt und größtenthcils niedergehauen.
Die Fortsetzung des Krieges in Deutschland s. S. 278 fs. und
die Friedensverhandlungen zu Münster s. S. 282.
Dem Kriege in Deutschland ging der Krieg der Franzosen mit der
spanischen Monarchie in deren verschiedenen Landschaften unaufhörlich
zur Seite. Für ihre Unternehmungen in den Niederlanden fanden
sie in den Holländern lange Zeit nichr weniger eifrige Gehülfcn, als
in Deutschland an den Schweden. Im Februar 1644 machten sich
die Generalstaaten anheischig, 30 wohlgerüstete Orlogschiffe im Canal
aufzustellen. Hierauf konnte der alte Plan Richelieu's, die flandrische
Küste mit der französischen zu vereinigen, mit Aussicht aus Erfolg aus¬
genommen werden. Im Beginn des Sommers erschien das französische
Heer unter der Führung des Herzogs von Orleans vor Gravetingcn.
Admiral Tromp beherrschte mit seiner Flotte die Küste und hielt in
der That jede Unterstützung fern. Ende Juli erlag die Stadt den
Anstrengungen des Herzogs, so daß endlich auch ein ernstlicher Versuch
auf Dünkirchen gemacht werden konnte. Von der See her bedrängte
Tromp die Stadt, auch unter den wüthendcn Aequinoctialstürmen hielt
er die Mündung ihres Hafens verschlossen. So geschah es, daß Dün¬
kirchen auf sich allein angewiesen, selbst durch die geschickteste Vcrthei-
digung nicht behauptet werden konnte. Enghien erwarb den Ruhm,
wie die Landmacht, so auch dieses letzte Bollwerk der spanisch-nieder¬
ländischen Seemacht gebrochen zu haben; er versäumte dann nichts,
den Platz, in dessen Erwerbung man die glücklichste Erweiterung der
französischen Küste sah, unverzüglich mit neuen Befestigungen auszurüsten.
Die Feldzüge in den Niederlanden und in Deutschland hielten die
Franzosen nicht ab, ihren Krieg auch jenseit der Alpen und jenseit
der Pyrenäen mit Nachdruck zu führen. Im Jahre 1646 maß sich
auch die Seemacht der Franzosen mit der spanischen. Mazarin be¬
zweckte die Eroberung der spanischen Besitzungen in Toscana, der Stati