Full text: Die Geschichte der neuern Zeit (Bd. 3)

57. Die englische Republik. 
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57. Die englische Republik. 
(Nach F. E. Dahlmann, Geschichte der englischen Revolution, mit Zusätzen vom 
Herausgeber.) 
1. Unter der Herrschaft des Rumpf-Parlamentes 
1649-1653. 
Am Tage der Hinrichtung Karl's I. erklärten die Gemeinen jeden für 
einen Verräther, der den Karl Stuart, sonst Prinz von Wales genannt, 
oder sonst Jemanden zum Könige ausrufe, sie hoben das Haus der Lords 
auf und legten sich den Namen Parlament von England bei. Unmittel¬ 
bar darauf erfolgte die förmliche Abschaffung des königlichen Amtes als 
unnütz und für die Freiheit, Sicherheit und Wohlfahrt des Volkes 
gefährlich, und es ward eine Eidesformel vorgeschrieben, welche jeden 
Beamten zur Treue gegen die bestehende Regierung „ohne König und 
Oberhaus" verpflichtete. Nicht lange, so ward dieser Eid der Treue 
(enA-u^emertt) auf jeden Engländer über 17 Jahre ausgedehnt, als 
nämlich die Gefahren auch der neuen Ordnung sich erwiesen. Zugleich 
ward ein Obergerichtshof für Vergehungen gegen den Staat aufgestellt, 
welcher der Sternkammer nicht ganz unähnlich sah. 
Die Regierung wurde einem Staatsrathe von 41 jährlich gewählten 
Mitgliedern anverlraut, wovon drei Viertheile im Parlamente saßen. 
Man nahm auch fünf Lords, einige Oberrichter, die ersten Officiere, 
so Fairfax und Cromwell, hinein. Zu den Secretären des Staatsrathes 
gehörte John Milton, der Dichter, eifriger Freund der Republik und 
aufrichtiger Vertheidiger der Hinrichtung des Königs. Das Heer ward 
zu 45,000 Mann bestimmt, die Zeiten litten keine Verminderung, denn die 
Schotten hatten gleich nach der Hinrichtung Karl's I. den Prinzen von 
Wales als Karl II. proclamirt und suchten ihn bei seinem Schwager, 
dem Prinzen von Oranien, auf, Irland aber brannte in lichten Flammen 
des Aufruhrs. Auch hier rief man Karl II. aus. Cromwell ging als 
Lord-Statthalter nach Irland mit 12,000 Mann und mit der obersten 
Gewalt in Civil- und Militärsachen auf drei Jahre. Der drohende 
Aufstand war in Strömen Blutes erstickt, als ihn das Jahr darauf 
der schottische Krieg abrief. In seine Fußstapfen aber trat sein Schwie¬ 
gersohn und Nachfolger Jreton, und als dieser über den irländischen 
Metzeleien starb, thaten andere Nachfolger desgleichen und man konnte 
1652 Irland ein wieder unterjochtes Land nennen. Man fuhr fort 
an der Zersplitterung der alten Bevölkerung, ja an ihrer Ausrottung 
zu arbeiten. Nicht genug, daß alle katholischen Priester das Land räumen 
mußten, man verpflanzte die Bevölkerung ganzer Gebiete in andere 
Gegenden von Irland und es ist gewiß, daß sogar Tausende von ir¬ 
ländischen Kindern nach Westindien geführt worden sind, die dort meistens 
in Sclaverei geriethen. 
Karl kam nach Schottland auf Fahrzeugen, welche der Prinz von
	        
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