642 96. Napoleon's erste Feldzüge in Italien, 1796 und 1797.
drang in Piemont ein. Zwei Tage darauf, den 14. und 15. April,
trennte er durch die Schlacht bei Millesimo die sardinischc Armee
gänzlich von der österreichischen, welch' erstere sich nun eilig nach Turin
zurückzog, während Beaulieu den Eingang in die Lombardei zu ver-
theidigen bemüht war. Ehe man mit Sicherheit wußte, welcher von
beiden der Sieger folgen werde, griff er den General Colli mit den
Sardiniern an und entschied durch die Schlacht bei Mondovi das
Schicksal Piemonts. Ohne sich durch die auf seinem Wege liegenden
Festungen aufhalten zu lassen, drang er mit Blitzesschnelle gegen Turin
vor und zwang den, durch die Nähe des siegenden Feindes, wie durch
die Stimmung seiner eigenen Unterthanen gleich sehr geschreckten König
von Sardinien zum Waffenstillstände von Cherasco (am 23. April),
der ihn zum Meister von Coni, Ceva und Alessandria machte und ihm
den ungehinderten Uebergang über den Po gestattete. Die förmliche
Abtretung Savoyens, das bisher nur durch Eroberung und einsei¬
tigen Beschluß in die Zahl von Frankreichs Departements getreten war,
so wie Nizza's, das als Küstenstaat und in Beziehung auf das be¬
nachbarte Genua höchst wichtig war, das waren die Früchte des Frie¬
dens, der bald (15. Mai) dem Waffenstillstände folgte.
Bonaparte verlor keinen Augenblick, die errungenen Vortheile zu
verfolgen. Beaulieu hatte sich hinter der Adda furchtbar verschanzt,
yoffend, den kecken Feind aufzuhalten; aber dieser kannte nicht minder
den Werth dieser Position. Wie auch die österreichischen Fcuerschlünde
Tod und Verderben verbreiteten, wie die Franzosen in ganzen Gliedern
hingestreckt wurden — immer führte der Sieger von Millesimo neue
Kämpfer gegen die mit Leichen sich füllende Brücke von Lodi, bis sie
endlich, trotz der tapfersten Gegenwehr, erstürmt und die Artillerie am
jenseitigen Ufer genommen war. Daß ihn hier, wie später bei Arcóle
und in noch so vielen Schlachten und Gefechten dieses denkwürdigen
Feldzuges, wo oft Hut und Rock durchlöchert wurde, dennoch keine
Kugel niederstreckte, das mochte den Glauben an seine große Bestim¬
mung mehren.
Die Lombardei stand ihm nun offen; Beaulieu's Armee bestand
nur noch aus Trümmern, Cremona und Pizzighetone öffneten dem
Sieger die Thorc und vier Tage nach der Schlacht von Lodi hielt er,
unter dem Zuströmen einer unermeßlichen Volksmenge, seinen feierlichen
Einzug in Mailand.
Ganz Italien gerieth in Bewegung: die Cabinette vor Furcht,
das Volk vor Erwartung und mancherlei Wünschen. Die Herzöge
von Parma und Modena waren zuvörderst am meisten bloßgestellt.
Sie hatten zwar keine Truppen, aber doch Geld und Lebensmittel an
die Oesterreicher geliefert — ob freiwillig oder nicht, — sie mußten
dafür büßen. Dem Herzoge von Parma wurden, aus Rücksicht für
Spanien, noch die mildesten Bedingungen, — er erkaufte nämlich den
Vertrag vom 9. Mai mit 2 Millionen Livres und einer Anzahl herr¬
licher Gemälde, die in die Kunstsammlungen zu Paris geschickt wurden.No full text available for this image
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