fullscreen: Lektüre zur Erdkunde

— 187 — 
der Siedelung bilden. Heutzutage, wo die Sicherheit besser geworden, 
findet vielfach wieder eine allmähliche Zerstreuung der ackerbauenden 
Bevölkerung aus dieser unbequemen Zusammenpferchung auf ihre 
Grundstücke statt, und zwar wird der Übergang durch die Feld Hütten 
vermittelt. Diese sind im Mittelmeergebiet eine weit verbreitete Er- 
scheinung, die notwendige Folge der großen Ortschaften und aus- 
gedehnten Gemarkungen. Die Landleute können, wenn die Feldarbeiten 
drängen, nicht immer jeden Morgen und Abend den weiten Weg vom 
Ort zum Felde und umgekehrt zurücklegen. Sie errichten daher auf 
ihren entfernteren Landgütern Unterkunftshütten, die, ursprünglich 
schlecht gebaut und nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, sich bei 
größerem Wohlstand oder länger dauernder Benutzung in bessere Land- 
Häuschen umwandeln können. Besonders sind größere Gartenbesitzungen 
selten ohne ein Landhäuschen, in dem der Besitzer mit seiner Familie 
gern einige Wochen oder gar Monate der Sommerszeit zubringt. Schließ- 
lich führt das oft dazu, daß der Landmann seine Dorf- oder Stadt- 
wohnung ganz verläßt und dauernd das Landhaus bezieht, das dann 
zum geräumigeren Wohnhaus umgebaut wird. Meist führt die Wasser- 
Versorgung auch bei den Feldhütten und Landhäusern dazu, daß sie 
sich zu mehreren an Quellen oder Brunnen sammeln. Es entstehen 
daraus neue, kleinere Dörfer, die zeitweilig oder auch schließlich dauernd 
bewohnt werden. 
Auf dieselbe Weise haben sich in Gebirgsgegenden, z. B. Griechen- 
lands, die eigentümlichen Doppel- oder Filialdörfer gebildet. 
Manche Gemarkungen ziehen sich dort an den steilen Gebirgen vom 
Tiefland bis zu bedeutenden Höhen hinauf. In anderen Fällen sind 
Dorfschaften der Ebene im Mittelalter in entlegene Gebirge übergesiedelt, 
haben aber ihren Grundbesitz in der Tiefe beibehalten. Da nun die 
Zeiten der Bearbeitung und der Ernte in Hoch- und Tiefland ver- 
schieden sind, entstehen zwei Dörfer; das eine — in der Regel das im 
Gebirge gelegene — ist das eigentliche Wohndorf, aus größeren älteren 
Häusern bestehend, das andere das „Hüttendorf" aus kleineren, leich¬ 
teren Häuschen; sein Name wird vom Hauptdorf gebildet durch An- 
fügung einer Ableitungssilbe (z.B. Mazi, Mazeika); das Hochdorf 
wird nur im Sommer, das andere im Winter und zur Erntezeit be- 
wohnt. Allmählich wird nun in der Neuzeit, nachdem die Rücksicht auf 
die Sicherheit fortgefallen ist, das untere Dorf zum Hauptdorf, das 
obere nur zur Sommerfrische, oder es geht auch wohl ganz ein. 
Die Bauart der Häuser sowohl wie der Ortschaften ist im 
Mittelmeergebiet so verschiedenartig, daß sich kaum allgemeine Züge 
herauslesen lassen. Die Bauart ist vom Material, vom Klima, von 
ethnischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen abhängig. Wir 
haben schon erwähnt, daß, während im früheren Altertum der Holzbau 
allerorts überwogen zu haben scheint — hat sich doch die griechische
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.