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der Siedelung bilden. Heutzutage, wo die Sicherheit besser geworden,
findet vielfach wieder eine allmähliche Zerstreuung der ackerbauenden
Bevölkerung aus dieser unbequemen Zusammenpferchung auf ihre
Grundstücke statt, und zwar wird der Übergang durch die Feld Hütten
vermittelt. Diese sind im Mittelmeergebiet eine weit verbreitete Er-
scheinung, die notwendige Folge der großen Ortschaften und aus-
gedehnten Gemarkungen. Die Landleute können, wenn die Feldarbeiten
drängen, nicht immer jeden Morgen und Abend den weiten Weg vom
Ort zum Felde und umgekehrt zurücklegen. Sie errichten daher auf
ihren entfernteren Landgütern Unterkunftshütten, die, ursprünglich
schlecht gebaut und nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, sich bei
größerem Wohlstand oder länger dauernder Benutzung in bessere Land-
Häuschen umwandeln können. Besonders sind größere Gartenbesitzungen
selten ohne ein Landhäuschen, in dem der Besitzer mit seiner Familie
gern einige Wochen oder gar Monate der Sommerszeit zubringt. Schließ-
lich führt das oft dazu, daß der Landmann seine Dorf- oder Stadt-
wohnung ganz verläßt und dauernd das Landhaus bezieht, das dann
zum geräumigeren Wohnhaus umgebaut wird. Meist führt die Wasser-
Versorgung auch bei den Feldhütten und Landhäusern dazu, daß sie
sich zu mehreren an Quellen oder Brunnen sammeln. Es entstehen
daraus neue, kleinere Dörfer, die zeitweilig oder auch schließlich dauernd
bewohnt werden.
Auf dieselbe Weise haben sich in Gebirgsgegenden, z. B. Griechen-
lands, die eigentümlichen Doppel- oder Filialdörfer gebildet.
Manche Gemarkungen ziehen sich dort an den steilen Gebirgen vom
Tiefland bis zu bedeutenden Höhen hinauf. In anderen Fällen sind
Dorfschaften der Ebene im Mittelalter in entlegene Gebirge übergesiedelt,
haben aber ihren Grundbesitz in der Tiefe beibehalten. Da nun die
Zeiten der Bearbeitung und der Ernte in Hoch- und Tiefland ver-
schieden sind, entstehen zwei Dörfer; das eine — in der Regel das im
Gebirge gelegene — ist das eigentliche Wohndorf, aus größeren älteren
Häusern bestehend, das andere das „Hüttendorf" aus kleineren, leich¬
teren Häuschen; sein Name wird vom Hauptdorf gebildet durch An-
fügung einer Ableitungssilbe (z.B. Mazi, Mazeika); das Hochdorf
wird nur im Sommer, das andere im Winter und zur Erntezeit be-
wohnt. Allmählich wird nun in der Neuzeit, nachdem die Rücksicht auf
die Sicherheit fortgefallen ist, das untere Dorf zum Hauptdorf, das
obere nur zur Sommerfrische, oder es geht auch wohl ganz ein.
Die Bauart der Häuser sowohl wie der Ortschaften ist im
Mittelmeergebiet so verschiedenartig, daß sich kaum allgemeine Züge
herauslesen lassen. Die Bauart ist vom Material, vom Klima, von
ethnischen, sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen abhängig. Wir
haben schon erwähnt, daß, während im früheren Altertum der Holzbau
allerorts überwogen zu haben scheint — hat sich doch die griechische