Metadata: Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

57. Die Bakterien. 
In der großen Famile der Pilze giebt es zahllose Arten. Bei 
weitem die meisten sind unendlich klein, nnd das menschliche Auge kann 
sie nur sehen, wenn sie in großen Haufen bei einander sind. Sonst 
bedarf es künstlicher Hilfsmittel, um sie sichtbar zu macheu. Alle Pilze 
bedürfen zu ihrer Ernährung organischer Stosse. Sie leben deshalb 
nur auf Pflanzen nnd Tierkörpern oder an Orten, die reich an 
faulenden Stoffen sind. Feuchtigkeit und Wärme sind ihnen Lebens- 
bedürsnis, ebenso begünstigt stockende Luft das Wachstum der Pilze. 
Dagegen haben sie kein Verlangen nach Licht. Sie finden sich überall 
in der Natur, in der Lust, im Wasser, selbst im Erdreich sind sie bis 
zu einem Meter Tiefe anzutreffen. Sehen wir die Sonnenstäubchen 
im Lichtstrahle tanzen, dann ist gewiß eine Anzahl niederster Pilze 
darunter. Doch je weiter ab vom menschlichen Treiben, je höher in 
der Luft wir uns befinden, desto sparsamer treten die Pilze ans. 
Für den Menschen, ja für den ganzen Haushalt der Schöpfung 
sind sie vielleicht die wichtigste aller Pflanzenfamilien. Mannigfache 
Vorgänge in der Natur sind ans die geheimnisvolle Thätigkeit der 
niederen Pilzsormen zurückzuführen. Sv sind es die Hefen Pilze, 
welche die Gärung verursachen. Ohne sie gäbe es kein Bier, keinen 
Wein, keinen Spiritus, keine Preßhefe, kein Sauerkraut. Wir sind 
also den Gärungspilzen zu Dank verpflichtet. Freilich spielen sie der 
Hausfrau manchmal einen Streich: sie lassen das Bier oder die Milch 
sauer werden oder verderben Eingemachtes. 
Alle übrigen Pilze sind dein Menschen mehr oder weniger feind¬ 
lich gesinnt. Die Schimmelpilze bewirken überall,.wohin sie kommen, 
Zersetzung und Fäulnis. Sie fallen oft über unsere Speisen her. Der 
Hausschwamm ist ein gefürchteter Gast. Er durchsetzt uud zerstört 
das Balkenwerk iu den Häusern nnd macht sie baufällig. Der Rost 
des Getreides und die Naßfäule der Kartoffeln sind auch Krankheiten, die 
von Schimmelpilzen herrühren. Auch die Tiere haben von ihnen zu 
leiden. Das beweisen die toten Fliegen, die am Fenster hängen mit 
ganz verzerrten Beinen und einem weißen Hose ringsum. Dieses 
Pulver sind Pilze, die im Körper der Fliegen sich eingenistet hatten. 
Noch viele andere Insekten, wie Maikäfer und besonders Seidenraupen, 
fallen den Pilzen zum Opfer. Auch einige Hautkrankheiten der Menschen 
werden durch sie verursacht. 
Doch die schlimmsten von allen sind die Spaltpilze oder 
Bakterien nnd Bazillen. Es giebt darunter zwar auch eine Reihe 
unschädlicher Pilzformen, aber die übrigen sind das verkörperte Gift 
der Ansteckung, nach dem mau so lauge vergeblich gefahndet hatte. 
Das ist leicht erklärlich, denn sie sind die kleinsten aller lebenden Wesen. 
Selbst bei tausendfacher Vergrößerung erscheinen manche von ihnen wie 
Punkte oder kurze Striche. Man hat sie also bis jetzt immer über 
sehen. Auch genügten unsere optischen Instrumente noch nicht. Viel 
leicht ist auch ihre Kleinheit der Grund, warum sie ein so zähes Leben 
haben: namentlich ihre Keime oder Sporen, durch die sich manche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.