fullscreen: Die außereuropäischen Erdteile, Die Ozeane und ihre Bedeutung im Völkerleben (Teil 4)

Nordafrika. 35 
ist vorwiegend Dünenwüste (Areg, Abb. S. 34), die Libysche Wüste 
bis zum Nil eine steinige Hochfläche (die Hammada). 
Außerordentliche Wärmeschwankungen (zwischen 56° und—5°) kennzeichnen das 
Klima der Wüste. Ihre Regeuarmut erklärt sich aus den trockenen Winden, den 
Nordostpassaten, die fast immer über die Wüste streichen. Infolge der Regenarmut 
und der vielfachen Bedeckung des Bodens mit Sand und Steinen ist die Wüste auf 
große Strecken hin nahezu gänzlich wasserlos und entbehrt dann fast jeder Vegetation. 
Reicheres organisches Leben findet sich nur in den Oase n, wo in beckenartigen Ver¬ 
tiefungen Quellen oder, wie in der französischen Sahara, durch künstlichen 
Aufschluß Brunnen zutage treten. Die Hauptnahrung liefert hier der Bevölkerung 
die Dattelpalme. — Unter den gezähmten Tieren hat die größte Wichtigkeit das 
Kamel; es ist nicht bloß Reit- und Lasttier sondern es spendet auch Milch und 
Wolle. — Eigentümlich sind der Wüste die Glutwinde (Samum und Chamsin), ge¬ 
waltige S a l z l a g e r, ein Beweis für ihre frühere Bedeckung mit Wasser, 
und die Luftspiegelungen (fata morgana). 
Die Oasen werden von Berbern bewohnt. Die Wüste macht ihre Bewohner 
meist zu Räubern. — Von den vielen Karawanenwegen, welche die Wüste 
durchkreuzen, führen die wichtigsten von Marokko nach Timbuktu am Niger und 
von Tripoli zum T f a d f e e. 
Die Natur der Wüste. 
Mit der Wasserarmut der Wüste hängt eine eigentümliche Schönheit derselben 
zusammen, die dem Wanderer für manche landschaftliche Mängel Ersatz bietet. Es ist dies 
die wunderbare Klarheit der Luft. Noch ist gerade genug Wasserdampf vorhanden, um 
bei jedem S o n n e n a u s - und Untergang jenes herrliche Farbenspiel zwischen 
Gelb, Rot, Violett und Blau hervorzurufen, welches den Beschauer täglich von neuem 
entzückt. Ist die Sonne am purpurgefärbten westlichen Horizont verschwunden und steigt 
die volle, beinahe blendende Mondscheibe bis in den Zenit, so liegt die Wüste fast taghell 
wie etne Wmterlandschaft vor dem überraschten Beschauer da. Hat sich dagegen' der 
Himmel mit Sternen bedeckt, so haftet das Auge unwillkürlich an dem dunklen, mit 
tausend funkelndeg^Punkten übersäten Gewölbe. 
Einige Enttäuschung dagegen bereitet die vielgerühmte F a t a M v r g a u a , die bei 
windstillem Wetter auf sandigem Boden fast regelmäßig zu sehen ist. Ein schmaler, in der 
Nähe des Horizonts befindlicher Lichtstreif erweckt deutlich die Vorstellung von stehendem 
Wasser, von einem Teich oder von einem fernen, fast endlosen Landsee, hinter welchem sich 
em Höhenzug, einzeln stehende Berge oder Inseln zu erheben scheinen. Mit einiger 
Phantasie sann man sich auf diesem dunklen Hintergrund Palmengärten und Dörfer vor¬ 
stellen Wenn aber einige Beobachter von Zauberschlössern, Säulenhallen, Hamen unb 
mannigfaltigen Figuren berichten, so dürften diese Bilder wohl nur Ausgeburten einer 
erhitzten Einbildungskraft sein. 
Die trockene Wüstenlust wirkt, wenigstens im Winter, wahrhaft belebend und 
nervenstärkend aus den Menschen. Ohne Schaden erträgt er Temperaturschwankungen 
zwischen Tag und Nacht, welche in Europa unfehlbar Rheumatismus und Erkältungen 
hervorrufen würden. Wir hatten in unserer zahlreichen Karawane keinen einzigen Krank- 
tjettsfall, ja nicht einmal ein andauerndes Unwohlsein zu verzeichnen, obwohl die Araber 
die Jcacht stets unter freiem Himmel und wir unter leichtem Leinwandzelt zubrachten, 
^avei näherte sich das Quecksilber im Thermometer meist dem Gefrierpunkt, wenn es 
mcht, wie einmal Ende Dezember, um 4° C unter denselben herabsank. An sonnigen
	        
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