Full text: Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht

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hineingeschaut habe, wied nicht der leise Wunsch in ihm aus¬ 
steigen : möchte ich doch auch einmal jene Gefilde und Berge 
erblicken, die durch so viel ehrwürdige Namen und Erinne¬ 
rungen merkwürdig geworden sind! Wenn in der Leidens¬ 
geschichte unsres Heilands erzählt wird, wie er vom Oel¬ 
berg herab Jerusalem, zu seinen Füßen liegend, und seinen 
emporragenden Tempel mit Wehmuth betrachtet habe, indem 
er die herannahende Zerstörung von beiden im Geiste sah — 
Luc. 19. 4L ff.— dann regt sich wohl im christlichen Ge- 
müth das Verlangen, des Anblicks jener hochgebauten Stadt 
auch einmal theilhaftig zu werden, und überhaupt jene Ge¬ 
genden zu betreten, die uns das Leben und Leiden unsres 
Erlösers so heilig und theuer gemacht hat. Und wie viele 
Christen sind von den ersten Zeiten des Christenthums an 
bis auf unsre Tage von diesem Verlangen wirklich in jene 
Gegenden hingezogcn worden, und haben das Morgenland 
bereift! Vieljtrug freilich auch in alten Zeiten zu den häu¬ 
figen Pilgerfahrten nach Palästina der fromme Wahn bei, 
daß das Wandeln auf dem Boden, der durch den Wandel 
des Herrn geheiligt war, dem Leben des Menschen eine ge¬ 
wisse Weihe und Heiligkeit ertheile! Daher hielt man es 
auch im Mittelalter, als das heilige Land erst in die Hände 
der Araber, dann in die der Türken gefallen war, für 
durchaus nothwendig, ihnen dasselbe wieder zu entreißen, 
wodurch denn die berühmten, 200 Jahre dauernden Kreuz- 
züge entstanden. 
Wenn nun auch bei weitem die wenigsten Christen je¬ 
mals in das Morgenland gelangen, so hat doch die Kennt- 
niß desselben für einen jeden gewiß einen hohen Werth, und 
der christliche Wunsch, die durch die heilige Geschichte merk¬ 
würdig gewordenen Orte zu sehen, wird zum Theil wenig¬ 
stens durch die lebendigen Schilderungen befriedigt, welche 
uns altere und neure Reisende von denselben entworfen ha- 
haben. Und diesem Zweck, den Bibellesern die nothwendig. 
sten Kenntnisse, und deutliche Vorstellungen, besonders von 
Palästina zur Zeit Jesu zu verschaffen, wollen denn auch 
die folgenden Blätter dienen. 
§. 2. Vergleichung Palästinas, und der jüdischen Geschichte mit 
andern Ländern, und Bolksgeschichten. 
Blicke einmal, lieber Leser! auf die Charte von Asien, 
und siehe, welchen unendlich geringen Raum das jüdische 
Land in diesem höchst ausgedehnten, großen Erdtheil ein¬ 
nimmt! Siehe einmal die andern Lander dagegen an —
	        
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