*8
Erste Periode.
Von diesem Gebirge höhlten sie das Holz für ihre Flot¬
ten, welche nicht nur zu den nächstgelegenen Inseln des
Mittelmeeres, nach CYpern, Kreta, Rhodus und
an die griechischen Küsten, sondern auch nach Sicilien,
Maltha, Sardinien, an die nördlichen Küsten»
lau der von Afrika, und selbst bis Spanien segel¬
ten. An der afrikanischen Küste hatten sie in dem Zeit¬
räume zwischen David und Cyrus Utika, Karthago
und Leptis angelegt; in Spanien waren Lartes-
sus, Carteja und Gades, das gegenwärtig Cadix
heißt, ihre Niederlassungen. Nachdem sie einmal die jetzt
sogenannte Meerenge von Gibraltar durchschifft hatten,
scheinen sie sogar bis England und zu den preußischen
Küsten an der Ostsee gekommen zu seyn; denn bereits in
den ältesten Zetten gehörten Zinn und Bernstein zu
ihren Handelsartikeln. Auch sagt ein alter Schriftsteller
ausdrücklich, daß Phönicier, auf Veranlassung des ägyp¬
tischen Königs Neco, vom arabischen Meerbusen aus
ganz Afrika umschifft, und darüber drei Jahre zugebracht
hatten, ehe sie durch die Straße von Gibraltar und über
das Mittelmeer in ihre Heimath zurückkehrten.
8.
Fortsetzung.
Doch nicht blos an den Küsten des Mittelmeeres
und nach Spanien trieben die Phönicier ihren Handel;
auch mit den übrigen Landern Asiens, mit Babylon, Me¬
dien, Arabien u. s. w. standen sie in der lebhaftesten
Verbindung. Sie waren nämlich die Zwischenhänd¬
ler, welche die Producte und Maaren Asiens zur See
ausführten, und dagegen die Erzeugnisse Spaniens, Afti-
ka's und der Inseln des Mitleimeeres für die Bedürf¬
nisse der asiatischen Völker zurückbrachten. Konnte ihr
Handel zur See nur durch beträchtliche Flotten bestehen;
so geschah ihr Verkehr mit den asiatischen Nationen durch
Karavanen, wo Kaufleute zu entfernten Landreisen in
größerer Anzahl zusammentreten, und sich gewöhnlich der
Kameele zum Transporte der Maaren bedienen. Dieser
Karavanenhandel, der noch jetzt in Asien und Ae¬
gypten besteht, ist also so alt, als die civilisirte Welt;
denn schon bei den Phöniciern war er bekannt, und ging
nach allen Richtungen Asiens.