Contents: Handbuch der Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg

Sechstes Kapitel. 
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schien Philipp mit seinem Gefolge in Magdeburg, um den Welfen zu be¬ 
kämpfen, wahrend Pfalzgraf Heinrich in mehr als einem Streite die Wi¬ 
derfacher seines Bruders demüthigte. Umsonst wurde Braunschweig von 
den schwäbischen Rittern angegriffen; auf den Mauern der Stadt glaubte 
man den heiligen Autor für die Welfen streiten zu sehen, und an der Ein¬ 
nahme verzweifelnd, verließ Philipp 1202 den Norden Deutschlands, der, 
nach der Unterwerfung des Erzbischofs von Bremen, bald nur die könig¬ 
liche Gewalt Otlo's IV. anerkannte. 
Im Jahre 1203 beschlossen die drei Söhne Heinrichs des Löwen, 
Otto IV., Pfalzgraf Heinrich und Wilhelm (Langschwert), das Erbe des 
Vaters zu theilen. Solches geschah zu Paderborn, und sielen die Be¬ 
sitzungen am linken Ufer der Elbe, nördlich von Harburg, die Lehen in 
Bremen und Verden, Hannover, ein Theil von Calenberg und dem Lüne¬ 
burgischen, so wie Eimbeck und der welsische Besitz des Eichsfeldes an 
Pfalzgraf Heinrich, wahrend Wilhelm die überelbischen Lande und den öst¬ 
lichen Theil von Lüneburg, Otto IV. aber vornehmlich das Land um 
Braunschweig und den Unterharz erwarb. Gleichzeitig dauerte der Kampf 
gegen Philipp fort, für welchen sich bald auch der Erzbischof von Eöln er¬ 
klärte. Dennoch würde Otto, dessen Vasallen die schwäbisch gesinnte Stadt 
Goslar erstiegen und geplündert hatten, mit Erfolg haben widerstehen kön¬ 
nen, wenn nicht die 1204 erfolgte Veruneinigung mit seinem Bruder Hein- 
reich seine Kraft gebrochen hatte. Unmuthig, daß Otto ihm für die durch 
die Schwaben entrissene Pfalzgrafschaft am Rhein, dem Erbe Konrads, die 
verlangte Entschädigung nicht zugestehen wollte, trat Heinrich zu den 
Staufen über. Schon schien in Folge dessen der Einfluß. Otto's in 
Deutschland völlig vernichtet, als sich derselbe durch. den Mord Philipps 
durch Otto von Wittelsbach^ (1208) auf eine unerwartete Weise hob. 
Selbst die Ritter und Städte von Schwaben huldigten nach diesem Ereig¬ 
nisse dem Welfen, der sich in Mainz mit Beatrix, der Tochter des erschla¬ 
genen Philipp, verlobte, und dadurch beide um die Krone hadernden Par¬ 
teien vereinigt zu haben schien. Mit einem stattlichen Heere brach Otto IV. 
1209 nach Italien auf, wo er von den welsisch gesinnten Städten jubelnd 
ausgenommen wurde und in Rom die Kaiserkrone erwarb. Unlange dar¬ 
nach belegte jedoch Papst Innocenz III., vor dem Ansehen, dessen der Welfe 
in Italien genoß, erbangend, diesen mit dem Bann, und erklärte den jun¬ 
gen Friedrich, Sohn Heinrichs VI., für den rechtmäßigen Nachfolger im 
Reiche. Umsonst suchte Otto IV. sich der Besitzungen seines Gegners im 
südlichen Italien zu bemächtigen; gerufen durch den Abfall vieler hohen 
Vasallen, begab er sich 1211 nach Deutschland zurück, wahrend der junge
	        
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