Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

4 
Balsambaum und den Dum mit seinen langen Rispen, eine vorzüg¬ 
liche Nahrung des Landes. Das Fayum hat seine Rosengärten, und 
den Lotus, diese glänzend' weiße oder himmelblaue und rosige Blüthe auf 
der Oberfläche der Wasser. Mit dem Zurücktreten derselben im Novem¬ 
ber ist die Saatzeit für das Getreide, für die Narcissen und Veilchen 
die Blüthezeit, für die Frucht der Dattelpalme Erndtezeit. Im December 
verlieren die Bäume ihr Laub, Kräuter und Blumen bedecken überall 
die Erde und geben ihr das Ansehen eines neuen Lenzes. Im Januar 
säet man Lupinen, Bohnen und Flachs; der Pomeranzen- und der 
Granatbaum blühen, das Getreide schießt in Said in Aehren auf und 
in Unterägypten erndtet man Zucker, Senne und Klee. Im Februar 
sind alle Felder grün; man säet Reis und die Gerste wird cingeerndtet: 
Kohl, Gurken und Melonen reifen. Im März blühen die meisten 
Pflanzen und Stauden und das Getreide vom Oktober und November 
wird eingethan. In der ersten Hälfte des Aprils ist Rosenerndte, einiges 
Getreide wird gesäet, anderes eingeheimst, und der Klee gibt einen 
Zweiten Schnitt. Im Mai ist die Erndte für die Wintersaat; die 
Akazien und Lausonien blühen und Feigen, Trauben, Johannisbrod 
und Datteln werden gesammelt. Im Iuniuö ist in Oberägypten Zucker- 
erndte. Der Monat Juli bringt das Pflanzen des Reises und des 
Mais oder Welschkorns, die Erndte des Flachses und der Baumwolle, 
und die Umgebungen von Cairo geben eine Fülle von Trauben. Im 
Monat August ist der dritte Kleeschnitt, die Blüthezeit der Seeblume 
und des Jasmins; die Palmen und der Weinstock sind mit neuen 
Früchten beladen, und im September ist die Pomeranzen-, Citronen-, 
Tamarinden-, Oliven- und Reiserndte. Endlich im Oktober ist wieder 
Saatzeit, das Gras wächst hoch und üppig und die Akazien und 
andere Stauden sind mit wohlriechender Blüthe bedeckt. Da die Acgyp- 
tier auf die Landwirthschaft sich mit allem Eifer legten, und die, 
welche sie die landwirthschaftlichcn Geschäfte lehrten, hochachteten 
und endlich göttlich verehrten, so waren ihre Priester, deren Kaste 
(Volksabtheilung mit besonderen Bestimmungen) im Besitz hoher Gelehr¬ 
samkeit und Bildung war, darauf bedacht, den Landleuten einen 
Kalender zu geben, woraus sie den Standort der Sonne in den zwölf 
himmlischen Zeichen, den Anfang der vier Jahrszeiten und was sie in 
jedem Monat zu beobachten haben, kennen lernen sollten. Dazu wählten 
sie Bilder oder Bildsäulen, welche an erhabenen Orten aufgestellt 
wurden, wie sie denn auch sonst in Ermanglung der Schreibekunst sich 
der Hieroglyphen oder Bilderschrift bedienten, um ihre Gedanken der 
Nachwelt zu übergeben.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.