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mit Stroh beladenen Wagen gerettet hatte, bestieg jener bei Ostia ein
Boot und fuhr auf dem Meere hin und her, bis er bei Terraeina an's
Land getrieben wurde. Weil aber die ganze Gegend voll Soldaten
war, so verbarg er sich die Nacht über in einem Walde, während
Mattigkeit seine Glieder fesselte und heftiger Hunger ihn quälte. Den
andern Morgen gieng er nach Circeji. Hier erblickten ihn Reiter und
verfolgten ihn, so daß er sich genöthigt sah, sich durch Schwimmen auf
ein Schiff zu flüchten. Als sich nun die Reiter entfernt hatten, ließ er
sich wieder an's Land bringen. Ein alter Mann nahm ihn, nachdem
er durch Gräben und Sümpfe gewatet war, in seine Höhle auf. Da
aber wieder Feinde hieher kamen und den Mann fragten, ob er ihn
nicht bei sich versteckt habe, so sprang er auf und flüchtete sich in einen
Sumpf bei Minturnä. (Trajetto.) Allein bald wurde er entdeckt und
nackt nach Minturnä geführt, wo man ihm ein Gefängniß anwies.
Hier sollte ihn ein Gerichtsdiener, ein Cimber von Geburt, tödten.
Doch als dieser mit abgewandtem Gesicht auf ihn zugieng, rief jener
ihm mit donnernder Stimme zu: Wirst du es wagen, den Marius ZN
tödten? Der Sclave, dadurch erschreckt, ließ das Schwerst fallen und
floh. Die Vorsteher von Minturnä, hierin einen Wink der Götter
suchend, entließen ihn-aus dem Gefängnisse, unterstützten ihn mit Geld
und förderten ihn zu Schiffe. Nachdem er sich nun nach Afrika begeben
und auf dem karthagischen Gebiet anlangte, überdachte er auf den
Trümmern der so berühmten Stadt das Hinfällige der menschlichen
Dinge. Während er sich so seinen Gedanken hingab, kam ein Lictor
des Prätors der Provinz, der ihm die Weisung zukommen fließ, die
Küste sogleich zu verlassen. Ohne ein Wort zu sprechen, saß er einige
Zeit da, staunend über diesen frechen Befehl. Als endlich der Bote eine
Antwort verlangte, sagte ihm der siebzigjährige Flüchtling: Gehe und
berichte deinem Herrn, du habest den geächteten Marius auf den Ruinen
Karthago's sitzen sehen! (s. Abb. 41.) Er wollte ihm durch ein doppeltes
Beispiel, indem er den llntergang einer einst so blühenden Stadt und
den Fall eines so berühmten Mannes zusammenstellte, die Wandel
barkeit aller Größe vor Augen stellen. Er verließ darauf dieses für
ihn unheimliche Land und hielt sich den Winter über auf den Inseln
in der Nähe der Küste und auf seinem Schiffe auf. — Die neuen Eonsuln
waren Octavius und Cinna. Zwar wußte Splla wohl, daß dieser ein
Freund seines Gegners war; allein er nahm ihm das Versprechen ab/
daß er nichts Feindliches in seiner Abwesenheit gegen ihn unternehmen
wolle. Nun führte Splla das Heer nach Griechenland und belagerte
Athm, das sich erst nach verzweifelter Gegenwehr ergab. Darauf Zsg