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Das merkwürdigste Ereigniß unter seiner Negierung ist die Geburt
unsers Erlösers, Jesus Christus. (14 I. vor Augusts Ableben.)
69.
Quintus Horatius Flaecus, dieser berühmte lyrische und satyrische
Dichter, wurde zu Venusia in Apulien geboren. Sein Vater, die
Talente seines Sohns bemerkend, hatte, obgleich nur ein Freigelassener,
den hohen Sinn, seinen Sohn etwas Rechtes lernen zu lassen, verkaufte
sein kleines Grundstück und zog nach Rom, wo er das Geschäft eines
Auetionärs trieb und seinen Sohn in allen edlen Künsten unterrichten
ließ. Der erste Lehrer desselben war Orbit, der ihm den Homer
erklärte. Im zwanzigsten Jahre gieng er nach Athen und freien Sinnes,
wie sein Vater, wurde er Oberst einer Legion in Macedonien unter
Brutus, wo er sein Leben durch die Flucht rettete. Als den Besiegten
freie Rückkehr angekündigt wurde, machte er Gebrauch von dieser
Erlaubniß. Ohne Vermögen, das väterliche Gut war eingezogen, lebte
er von dem sparsamen Verdienst, den ihm das Amt eines Steuer-
schreibers gewährte unt> machte, wie er sagt, aus Armuth, doch wirklich
aus Liebhaberei Verse, in denen neben dem dichterischen ein philoso¬
phischer Geist waltet. Bald schenkten ihm Männer, wie Virgil, ihre
Freundschaft und er gewann die Zuneigung des Mäcen, der, der innigste
Vertraute des August, ihn mit einem schönen Landgute im Laude der
Sabiner beschenkte. Um seiner Neigung ganz nachleben und sich bloß
edlen Studien widmen zu können, vermied er Staatsgeschäfte, zufrieden
in beengten äußeren. Verhältnissen, wenn nur sein Geist frei walten
konnte. Der Wohlklang und die Harmonie seiner Verse sind herrlich
und die Darstellung unübertrefflich. Seine Satyren bewähren, daß er
eine tiefe Kenntniß des menschlichen Herzens und große Meuschenkenntuiß
besaß, und feine Oden sind voll Schwung und Erhabenheit. Mit vieler
Feinheit züchtigt er in jenen die Thorheiten der Menschen, ohne gerade
Schlechtigkeit bei ihnen vorauszusetzen, und aus seinem Spott blickt
immer eine Gutmüthigkeit hervor, die fern ist von der Absicht, zu