Full text: Erzählungen aus der Weltgeschichte

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schon berührt. Nachdem er sich 1554 mit der Königin Maria von 
England, welche 11 Jahre älter war, als er, nach dem Wunsche seines 
Vaters vermählt hatte, eine Verbindung, welche nur insofern Neigung 
stiftete, als beide gleich strengkatholisch gesinnt waren, so begab er sich, 
weil das Parlament nicht zugab, daß er als König gekrönt wurde, 
nach Flandern, von wo aus er seiner Gemahlin, deren zudringliche 
Zärtlichkeit ihm unerträglich war, nur selten schrieb, ob sie ihn gleich 
mit sehnsuchtsvollen Briefen überhäufte. Als Carl 1555 die Krone 
niederlegte, bestieg er den Thron. Sein Vater trat ihm in Gegenwart 
der Stände die Niederlande ab und kurz darauf übernahm er auch die 
Regierung in Spanien. Die Staatseinkünfte betrugen jährlich 30 Mil¬ 
lionen Dukaten. Im Kriege gegen Frankreich durch Egmonts Tapferkeit 
Sieger bei St. Quentin (1557) (er hatte, da das Fechten nicht seine 
Sache war, während der Schlacht gebetet) erbaute er in Folge eines 
Gelübdes eine Kirche, ein Kloster und einen Palast, das Eskurial, 
welches 22 große Höfe umfaßt und dessen Umgebung eigentlich dem 
Bild, das von Philipp entworfen wird, ganz entspricht, da sie ein 
vdes düsteres Gepräge trägt. Hier ist die königliche Gruft und in den 
Seiten des prachtvollen Hochaltars, zu dem eine Truppe von blutrothem 
Marmor führt, ist das Grabmal Carl V. und des Philipps angebracht. 
^ Als die Franzosen Calais wegnahmen, so wurde Maria, welche 
Truppen zu dem Feldzuge gesendet hatte, in solche Betrübniß versetzt, 
baß ihr baldiger Tod erfolgte. Nachdem er sich vergeblich um die Hand 
ihrer Schwester Elisabeth von England beworben, so vermählte er sich 
Mit der französischen Prinzessin dieses Namens, Tochter Heinrichs II., 
bte früher seinem Sohne, Don Carlos, bestimmt gewesen war, welche 
ber Prinz indessen noch nie gesehen hatte. Als er nach Spanien zurück¬ 
kehrte, setzte er die Herzogin von Parma als Statthalterin in den 
Niederlanden ein, welche den übermüthigen Kardinal Granvella walten 
iieß, der, wie sein Nachfolger, gegen die Ketzer gar strenge verfuhr. 
Wilhelm von Oranien war es, der die niederländische Freiheit gründete. 
Seine vierte Gemahlin war eine Tochter des Admirals Coligny. Erbit- 
^'t über die Einführung der spanischen Inquisition, stellten er und die 
Grafen Egmont und v. Horn dem Könige vor, daß es zum Aufruhr 
kommen werde, wenn er den Kardinal nicht zurückberufe. Nun aber 
wurde der zwar tapfere, aber grausame und harte Alba geschickt und 
1568 die Grafen Egmont und von Horn nebst vielen Andern hin¬ 
gerichtet. Als der Herzog den Prinzen Wilhelm vergeblich aufgefordert. 
Zu erscheinen, und daher gewaltige Maaßregeln ergriff und namentlich 
seine Besitzungen einzog, so trat der Prinz gegen ihn in'ö Feld,
	        
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