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Das Haus Baiern in Brandenburg. §. 3.
S- 3.
Zerrüttung Brandenburgs unter dem Hause Baiern (Wittelsbach)
1324—1373.
Schon auf die Nachricht von dem Tode des trefflichen Mark¬
grafen Waldemar überfielen die Nachbarn Brandenburgs das verwaiste
Land und nahmen die ihnen benachbarten Striche in Besitz, der Herzog
(Rudolf) von Sachsen (abstammend von einem jüngern Sohne Albrecht
des Bären) suchte sich als nächster Agnat des erloschenen Stammes
der ganzen Erbschaft zu bemächtigen. Aber Kaiser Ludwig der Baier
-wollte die Vereinigung zweier Kurwürden in einer Person nicht zu¬
geben und, dem Beispiele seiner nächsten Vorgänger folgend, seine
eigene unbedeutende Hausmacht mehren. Deshalb belehnte er 1324
seinen ältesten (8jährigen) Sohn LudwigHmit der Erzkämmererwürde
und den Ländern, welche Waldemar besessen hatte; doch gelang es
trotz hartnäckiger Kämpfe und bedeutender Opfer an Geld keineswegs,
die ganze Erbschaft wieder zusammenzubringen. Die Verheerung des
Landes durch raubgierige Nachbarn, die Zerstückelung und theilweise
Verpfändung desselben war nicht geeignet, die Bewohner der Mark
mit der Regierung des ihnen aufgedrungenen und häufig abwesenden
Fürsten auszusöhnen, am wenigsten wenn sie sich an den Glan; und
die Macht des anhaltischen Hauses, besonders unter Waldemar, er¬
innerten. Daher fand ein allmählich auftauchendes Gerücht, Waldemar
lebe noch, Glauben, und ein Pilger, der sich für den (vor 28 I.)
zur Buße nach Jerusalem gewanderten Waldemar ausgab, Anfangs
günstige Aufnahme, bis er vom Kaiser Karl IV., als dieser sich mit
Dem baierischen Hause (dessen Gegenkönig er gewesen) aussöhnte, für
einen Betrüger erklärt wurde und sich nach Dessau zurückzog (1355).
— Ludwig übergab (1351) die Regierung seinen Brüdern Ludwig
(dem Römer) und Otto (gegen Verzichtung auf ihren Antheil an
Oberbaiern). Der erstere erhielt durch die goldene Bulle Karl's IV.
die vierte (letzte) weltliche Kurwürde 1356. Als Ludwig der Aeltere
und bald darauf auch sein einziger Sohn (Meinhard) starb, hätte
Oberbaiern nach frühern Verträgen der baierischen Linie in Branden¬
burg zufallen müssen, allein Stephan von Niederbaiern bemächtigte
sich des Landes. Aus Abneigung gegen diesen ihren Bruder, ließen
sich Ludwig der Römer und Otto vom Kaiser zu einer Erbverbrüderung
bereden, wonach Brandenburg dem Hause Luxemburg zufallen sollte.
«Liehe die Stammtafel S. 9.