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Erschüttert kehrten die Leute unter ihr Strohdach zurück, dankten dem
Herrn für ihre gnadenvolle und wunderbare Erhaltung und löschten
ihre Lichter aus.
Einige Monate darauf, als das Wasserhuhn im Schilfrohr am See
brütete, kamen Verwandte des Freiherrn von Haldenstein aus Böhmen
und suchten unter den Ruinen des Weidhauses. Aber obgleich noch
alles lag, wie es in der Schreckensnacht gefallen war — der Fischer
hatte Gewissens halber nichts angerührt — so fanden sie doch nichts
von den Kostbarkeiten, die sonst in dem Hause gewesen waren, nicht
einmal ein Föffelein, das man in den Kaffee taucht, geschweige denn
mehr. Nach der vergeblichen Mühe erquickten sie sich aus dem wohl—
versehenen Behälter des Fischers mit Forellen und Karpfen. Bei dem
Mahle sagte der Älteste unter ihnen zu dem Knaben, der ihm ein
Körblein mit Erdbeeren vorgesetzt hatte: „Toni, was du noch von den
Sachen im Schlosse finden solltest mit Schaufel oder Hand oder Netz,
das sa dein; gedenke dafür unser in deinem Gebet.“
Mit Schaufel oder Hand suchte nun zwar Toni auch, fand aber
nie etwas. Erst später, nach etlichen und mehreren Jahren, immer wenn
das alte Netz am Zerreißen war und ein neues geschafft werden sollte,
fügte es sich, daß er einen Nokal oder eine silberne Schüssel oder des
etwas aus der Tiefe des Wassers an das Land zog. In Zwiesel, wo
er seinen Vater begraben hatte, kaufte er Hanf dafür. Sein Weib spann
ihn, und er verstrickte das zubereitete Garn mitten unter vier Knaben,
von denen einer rotwangiger war und munterer als der andere.
Da wurde erfüllt das Wort in der Schrift: „Das ist der Lohn eines
gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe der Tyrannen, das sie von
dem Allmächtigen nehmen werden. Wird er viele Kinder haben, so
werden sie des Schwerts sein, und seine Nachkömmlinge werden des
Brots nicht satt haben. Seine Übrigen werden im Tode begraben
werden, und seine Witwen werden nicht weinen. Wenn er Geld
zusammenbringet wie Erde und sammelt Kleider wie Leimen, so wird
er's wohl bereiten, aber der Gerechte wird es anziehen, und der Un—
schuldige wird das Geld austeilen.“
8. Die drei schönsten Lebensblumen.
Emil von Sydow.
Was ist das Göttlichste auf dieser Welt ?
Was hält uns aufrecht im Gewand von Staube?
Was ist's, das hier schon Engeln uns gesellt?
Es ist das geistig herrlichste — der Glaubel
Deutsches Lesebuch. Ausgabe D. VI. Teil. 4. Aufl.
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