Full text: Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte

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waren sehr hart gedrückt; und eben damit sie nie den 
blinden Gehorsam gegen Befehle allerArt verlernen mög« 
ten, war das strenge Gesetz von den Priestern gegeben, 
daß kein Aegypter sein Vaterland verlassen, und kein 
Fremder in Aegypten reisen durfte: sie lebten wie abge- 
schieden von der ganzen Welt. Durch diesen harten 
Druck kam eine Stumpfheit und ein Geist des Trotzes un¬ 
ter die Nation, der unter den jetzigen ungleich harter be¬ 
drückten Einwohnern des Landes noch herschen soll, so 
daß der Aegypter sich für dumm halt, wenn er seine Ab¬ 
gaben ohne Zwang und Prügel entrichtet. 
Bei diesem allgemeinen Charakter der Nation könnt 
ihr leicht urtheilen, daß wenn sie anch den Acker fleißig 
bauten, große Gebäude aus Stein aufführten, daß dar¬ 
um doch auch die Gelehrtesten unter ihnen, die Priester, 
nicht ausgezeichnet geistvolle Männer gewesen sein dür¬ 
fen, sondern daß sich bei ihnen wohl Alles mit steifer An¬ 
hänglichkeit am Alten ohne merkliche Veränderungen vom 
Vgter auf den Sohn wird fortgepflanzt haben. Auf die 
Weise konnten sie eine Menge Beobachtungen sammeln, 
aber schöne und große Gedanken haben sie gewiß äußerst 
wenige erfunden. 
So findet man unter den ägyptischen Priestern schon 
sehr früh Aerzte erwähnt, und zwar hatten sie eigene 
Aerzte für jede Krankheit, für Augenkrankheit, Kopf¬ 
schmerz, Zahnweh u. s. w. Allein die Aerzte durften 
bei der Heilung nicht nach ihrer besten Einsicht und der 
Beschaffenheit des Kranken verfahren; sondern die Re¬ 
geln der Arzneikunst waren in gewisse heilige Bücher zu¬ 
sammengetragen, nach denen sich der Arzt streng richten 
mußte. Richtete er sich nicht darnach und starb der 
Kranke; so wurde der Arzt selbst mit dem Tode be¬ 
straft. So war es ihnen arrch Gesetz, dem Kranken 
nicht
	        
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