Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

II 
machung. An den Anschlagssäulen der Stadt Braunschweig stand zu lesen: 
„Mobilmachung befohlen. Der 1. Mobilmachungstag ist der 2. August." Und der 
General v. Emmich, der Kommandeur des 10. Armeekorps, zu dem auch die 
braunschweigischen Regimenter gehörten, ließ bekanntmachen: „Durch Kaiserliche 
Verordnung ist der Bezirk des IO. Armeekorps in Kriegszustand erklärt. Die 
vollziehende Gewalt innerhalb des Kriegsbezirks geht an mich über." - 
Die Stimmung im Volke. 
Der Kaiser ries, und alle, alle kamen. Außer den Heerespflichtigen mel¬ 
deten sich an 2 Millionen Kriegsfreiwillige. Ein tiefer Ernst, aber zugleich auch 
ein trotziger Mut spiegelte sich in den Zügen der Menge wider. In stolzer 
Siegeszuversicht sang man allerorten: Fest steht und treu die Wacht am Rhein. 
Als die Volksmenge in Berlin vor dem kaiserlichen Palaste dem obersten 
Kriegsherrn stürmische Huldigungen darbrachte, da erschien der Kaiser und hielt 
eine ernste Ansprache an die Versammelten, die mit den Worten schloß: „Eine 
schwere Stunde ist über Deutschland hereingebrochen. Neider zwingen uns zu 
gerechter Verteidigung. Man drückt uns das Schwert in die Hand. Ich hoffe, 
daß wir das Schwert mit Gottes Hilfe so führen werden, daß wir es mit Ehren 
wieder in die Scheide stecken können. Und nun empfehle ich Euch Gott. Jetzt 
geht in die Kirche, kniet nieder vor Gott und bittet ihn um Hilfe für unser 
braves Heer!" In dem Aufruf des Kaisers „An das deutsche Volk" hieß es anr 
Schluß: „Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Roß. 
Und wir werden biegen Kampf bestehen auch gegen eine Welt von Feinden. 
Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war. Vorwärts mit 
Gott, der mit uns sein wird, wie er mit den Vätern war!" Diese Worte 
unseres Kaisers waren jedem Deutschen aus der Seele gesprochen. Begeistert 
zogen unsere Truppen aus. Und mit aufrichtiger Begeisterung wurden sie 
überall von der Bevölkerung begrüßt. 
Für Tapferkeit im bevorstehenden Kriege stiftete der Kaiser von neuem das 
Eiserne Kreuz und der Herzog von Braunschweig das braunschweigische Kriegs¬ 
verdienstkreuz. An seine braunschweigischen Truppen hielt der Herzog nach 
ihrer Einsegnung folgende Ansprache: „Das Vaterland ruft! Bald schlägt die 
Stunde, wo wir hinausziehen müssen in den Krieg. Mit Gott im Herzen 
ziehen wir in den Kampf um die Ehre, als treue deutsche Soldaten unseres 
geliebten Kaisers und allerhöchsten Kriegsherrn. Mit ihm gehen wir, mit ihm 
stehen und mit ihm fallen wir!" — 
Der Herzog rückte gleich seinen ruhmreichen Vorfahren mit ins Feld, 
obwohl er wie alle regierenden deutschen Fürsten darauf verzichten mußte, ein 
Heerführer im Kriege zu sein. Sein Schloß in Braunschweig ließ er zum La¬ 
zarett einrichten. 
vie Kämpfe in Belgien. 
Unsere Armeeleitung hatte erfahren, daß die französischen Truppen durch 
Belgien marschieren wollten, um von dort aus in Rheinland und Westfalen 
verwüstend einzubrechen. Deutschland kam diesem Plane zuvor.- Am 4. August
	        
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