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wo im Sommerduft der Wiesen
mich viel tausend Blümlein grüßen,
dorten ist mein heimatland.
2. Gott, der herr, hat es gebauet
vor viel andern Ländern schön,
hat's mit Brünnlein frisch betauet
und geschmückt mit stolzen Höh'n;
rauscht sein Odem in den Wäldern,
lacht sein Segen auf den Feldern,
freu' ich mich des heimatlands
3. Weil so süße Weisen klingen
in dem lieben heimatland,
weil so viele Vöglein singen,
ist's der Vogelsberg genannt.
Vogelsberg, zu deinem Preise
stimm' ich an die alte Weise:
„Grüß' dich Gott, mein heimatland!“
29. Aus dem Leben einer kleinen Stadt im Vogelsberg
zur Weihnachtszeit.
Friederike Bücking.
ommt einmal mit mir, ihr Kinder, zu unserm stillen oberhessischen
Nest. Ich will euch zeigen, wie's hier geht und steht zur Weih—
nachtszeit.
Das fängt bedenklich an — der Morgen hat eine gestrenge Miene
aufgesetzt! Cine ganze Weile muß ich auf die dickgefrorenen Scheiben
hauchen, bis ich ausgucken kann, wie es auf dem Markte draußen aus—
sieht. Stein und Bein hat's gefroren; und die alten Giebelhäuser drängen
sich dicht aneinander, als wollten sie sich gegenseitig warmhalten in der
eisigen Morgenfrühe. Der Schnee hat den hohen, steilen Dächern und Er—
kern dicke, weiche Weihnachtsmützen über die Ohren gezegen, liegt auf
Fensterbrettern und Treppenstufen bis dicht vor den Türschwellen und
glitzert im ersten Sonnenstrahl, der über's Rathausdach fällt. Aus jedem
Bodenloch baumelt ein fettes Gänschen, sperrt den Leib auf und die steif—
gefrorenen Beine auseinander und tut den Leuten kund, daß es auf die
Feiertage Gänsebraten im hause gibt. An der Turmuhr ist der Zeiger, er—
schrocken vor der grimmen Kälte, stehen geblieben. Es eilt ja auch nicht gar
so sehr heut früh; bei dem großen Frieren nehmen wir uns alle ein
bißchen Zeit.
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