/
25
ahmte ihm auf's genaueste nach, ja ersuchte ihn
noch zu übertreffen. So hatte er an Geräthschaf-
ten nichts weiter als eine Schale, mit der er sich
das Wasser zum Trinken schöpfte. Als er aber
einmal sah, wie ein Kind aus hohler Hand trank,
warf er auch diese Schaale weg und trank gleich¬
falls aus hohler Hand. Diogenes wählte das
reiche und üppige Korinth (nächst Athen) zu sei¬
nem Aufenthalte und lebte bei ersterem in einer
so kleinen und armseligen Wohnung, daß man
diese spottweise ein Faß zu nennen pflegte.
Diogenes befand sich auch zur Zeit bei Ko¬
rinth als Alexandras sich hier eingefunden hatte.
Dieser wollte ihn naher kennen lernen und begab
sich mit seinem Gefolge eines Tages zu ihm vor
die Stadt. Diogenes hatte sich eben zu einem
Mittagsschläfchen vor seiner armseligen Wohnung
gelagert, doch richtete er sich auf, als er die Menge
von vornehmen Herren auf sich zukommen sah.
Alexandros grüßte ihn freundlich und besprach
sich lange mit ihm über ernste Gegenstände, sich
vergnügend an den treffenden und geistreichen
Antworten dieses Mannes. „Bitte dir eine
Gunst von mir aus," sprach Alexander wohl¬
wollend. „Nun wohl," sprach der finstere Dio¬
genes, „tritt mir mit den Menschen da aus der
Sonne." Die Umstehenden wurden unwillig
über solche Geringschätzung königlicher Milde, aber
Alexandros sagte, und zwar auf dein Rückwege: