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ihrem Erarbeiteten ihm abgaben. So ward Dejoces
ums Jahr 702 vor Christo König der Meder.
Doch waren diese Königreiche nur Wahlr eiche.
Starb derjenige, dem das Volk sich unterworfen hatte,
ihnen Recht zu sprechen und sie zum Kriege zu führen;
so wählten sie einen Anderen, dem sie Weisheit und Ta¬
pferkeit zutraueten. Da aber die Wahl hier manchmal
streitig werden mußte; da zu herscheu dem Menschen et¬
was Angenehmes und Wünschenwürdiges ist: so traf
es sich wohl oft, daß nach dem Tode eines Herschers
sich Mehrere um die Herschaft bewarben, daß daraus
Parteien entstanden, und oft blutige Streitigkeiten. Da¬
gegen ging leicht das Ansehen eines geehrten Mannes
auf seine ganze Familie über; man ehrte im Sohn den
Vater; und gewöhnte sich daran, die Nachkommen ei¬
ner bestimmten Familie als Herscher zu ehren und ih¬
rem Befehle sich zu unterwerfen: das Königthum ward
erblich. Alterthum hat ein großes Ansehen, und Ge¬
wohnheit beherscht des Menschen Geist und Willen oft
auf eine sonderbare Weise.
Diese ersten Königreiche der Welt waren aber nur
klein: jede Stadt, jedes Dorf hatte seinen König. In
dem kleinen Thal Sodom waren zu.Abrahams Zeiten 5
Könige, i Mos. 14, 8. Und auf dem Zuge von Ae¬
gypten nach Palästina, in einer Strecke von kaum 82
Meilen, besiegen und todten die Israeliten 72 Könige,
Richter 1,7. — Auch war die Macht dieser Herscher
nicht so uneingeschränkt, wie die eines jetzigen Königs:
waren Angelegenheiten zu entscheiden, die das ganze
Volk angingen; so versammelte sich das ganze Volk, um
zu hören und Rath zu geben; und der König nahm an,
was die Menge beschlossen hatte.
Die