Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte

an der Gränze von Griechenland stehen. Diese brachen im nächsten 
Jahre, 479 vor Christo, abermals über Griechenland herein, über- 479 
schwemmten das ganze Land und verwüsteten die Mauern, Häuser und 
Tempel Athens, die von der ersten Zerstörung von Xerres übrig ge¬ 
blieben waren; wurden aber jetzt zu. Lande und zu Wasser so ent¬ 
scheidend geschlagen, daß die Trümmer der Flotte und Landarmee sich 
eilend nach Persien zurückzogen, und der stolze Perserkönig es nie wie¬ 
der wagte, die Griechen in Griechenland anzugreifen. 
G^iechLLkarld^,erkannte, daß es seine Errettung einzig den Athe¬ 
nern verdanke und unter den Athenern vor allen dem Themiftokles. 
Die Spartaner führten ihn triumphirend nach ihrer Hauptstadt Lace- 
dämon, gaben ihm einen Olivenkranz als Preis der Weisheit, schenkten 
ihm den schönsten Wagen, der in ihrer Stadt zu finden war und ließen 
ihn feierlich durch 300 Jünglinge bis an die Gränze begleiten. — Als 
daraus fast ganz Griechenland versammelt war, um nach alter Sitte 
Wettkämpfe im Rennen, Fahren, Ringen zu feiern, und auch Themisto- 
kles dabei erschien, erregte er so sehr die Aufmerksamkeit des gesammten 
Griechenlands, daß alle Zuschauer der Kämpfenden vergaßen und den 
ganzen Tag die Augen nur auf ihn richteten. Einer zeigte ihn dem 
Andern mit Verwunderung und Freude, sein Name tönte von allen 
Lippen, und innig gerührt gestand Themiftokles seinen Freunden: daß 
dieser Tag der schönste seines Lebens sei. 
23. 
Einrichtungen und Sitten der Spartaner. Liebe der Athener 
pl Werken der schönen Künste. 
Ihr habt in dem vorigen Abschnitte einige Beispiele von dem 
Heldenmuth der Spartaner und einige der kurzen kraftvollen spartani¬ 
schen oder lakonischen Antworten kennen gelernt. Ihr habt dagegen 
gesehen, mit welcher Begeisterung die Athener Freiheit und Vaterland 
liebten, welch ein freier Sinn sie beseelte. Schon hiernach werdet ihr 
schließen können, daß diese beiden berühmtesten Völker des alten Grie¬ 
chenlands von ziemlich verschiedener Denkart und Sitte waren. Die 
Spartaner oder Lakonier waren streng, hart, kriegerisch; die Athener von 
beweglicherem Sinn, aber mit einem so lebendigen Gefühl für alles 
Schöne^ und Große, daß Athen die Lehrerin der Künste für alle gebil¬ 
dete Völker der Erde geworden ist, so daß noch jetzt der Geschmack der 
Griechen als Muster bei uns gilt. 
Die Spartaner erhielten die Einrichtungen, wodurch sie zu jener 
rauhen kriegerischen Lebensweise verpflichtet wurden, besonders durch 
Lykurg um 888 vor Christo, um die Zeit, als das große assyrische 888 
Reich in Oberasien unter Sardanapal gestürzt wurde, und Lykurg, ein vor 
kluger Mann, wußte seine Gesetze der Natur und Weise des Volkes 
anzupassen, daß es ganz darin eingehen konnte, und daß diese Gesetze
	        
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