Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte

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dieser Mond und dieses zahllose Heer von Sternen durch Gottes Willen 
und Allmacht ihr Dasein erhielten. Dies geschah im Anfange. Wann 
aber dieser Anfang war, vor wie vielen Jahrtausenden die Erde ge¬ 
schaffen wurde, das dem menschlichen Geschlechte zu offenbaren, hat 
Gottes Weisheit nicht für gut befunden, so wie auch die Kenntniß 
davon zur Frömmigkeit und Glückseligkeit der Menschen keineswegs 
nothwendig ist. Spätere Gelehrte indeß haben gemeint, nach den 
Zahlen der Lebensalter der Patriarchen in der Bibel berechnen zu 
können, daß die Erde 4000 Jahre ihre gegenwärtige Gestalt gehabt 
habe, als Christus geboren worden, und daß sie also jetzt beinahe 
0000 Jahre dauere. Naturforscher dagegen, welche die Werke Gottes 
in der Natur betrachtet, die vielen auf einander ruhenden Steinlagen 
der Gebirge und besonders die in fruchtbare Erde verwandelte Lava 
auf dem feuerspeienden Berge Aetna in Sicilien und andern Orten 
untersucht haben, glauben, daß die Erde viel älter sein müsse, als 
0000 Jahre, wenn vielleicht auch noch nicht länger als 0000 Jahre 
Menschen auf dieser Erde leben möchten. Nach den Schriften der 
Indier besteht unser Erdkörper schon über 32,000 Jahre. 
Im Anfange war die Erde wüste und leer: was wir jetzt Erde 
nennen, war eine roh durcheinander gewirrte Masse, in welcher Land 
und Wasser, wie in einem Teige vermischt waren, und eine trübe 
Flut umschloß das Ganze. Da konnte kein Gewächs haften in dem 
schlammigen Wesen, das jeden Augenblick fast seine Lage änderte; fand 
sich keine Nahrung für lebende Geschöpfe: es war alles wüste und leer. 
Was im Innern unsers Erdkörpers eingeschlossen ist und vom 
Anbeginn der Welt her eingeschlossen war, wissen wir zwar nicht voll¬ 
ständig: allein wir erkennen aus dennoch fortdauernden Veränderungen 
auf der Oberfläche der Erde, daß Feuer dort unaufhörlich fortbrennt, 
oder von Zeit zu Zeit sich aufs Neue wieder entzündet; daß dieses 
Feuer Theile des Erdkörpers ausbrennt, so daß sie einsinken, andere 
Theile in die Höhe schleudert, so daß sie über der Erdfläche hervor¬ 
ragen. Durch die Wirkung dieses inneren Feuers geschah es wahr¬ 
scheinlich, daß auf der wüsten und leeren Erde hier große Höhlen ein¬ 
sanken, in welche das Wasser abfloß, dort Höhen emporgehoben wurden, 
die über der Wasserfläche hervorstanden. — Doch konnten die gesam¬ 
melten Wasservorräthe sich nicht erhalten, so lange sie kein festes Ufer 
umschloß. Ein heftiger Sturm empörte das Meer und die empörte 
Flut drang in die lockere Erde, höhlte Busen aus, riß Theile als 
Inseln ab und spülte das erhöhte Land wieder auS einander. Es 
mußten sich erst harte Theile setzen: aus dem schlammigen Wasser 
senkten sich die Erden auf den Boden; was jetzt schon im Wasser ge¬ 
deihen und leben konnte, als Pflanzen, Schnecken, Fische, wurde vom 
Wasser^ mit einer verhärtenden Rinde umzogen und senkte sich lagen¬ 
weise übereinander; Schmelzungen aller Art, die das Feuer im Innern 
der Erde hervorbrachte, läuterten die gesenkten Massen von ihren Bei¬ 
mischungen, und es entstanden nach und nach feste unerschütterliche 
Felsen, die der Wuth der Stürme und des Meeres widerstanden. Diese 
Felsen (Steinmassen von Granit, Urgebirge) sind gleichsam das Gerippe 
der Erde und müssen also viel älter sein, als die jetzige Erdgestalt und 
das jetzt auf der Erde lebende Menschengeschlecht. Denn erst nach der
	        
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