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Menschen im höhern südöstlichen Asien, auf der Grenze Persiens, In¬
diens^ in der Gegend des heutigen Kaschmirs. Die Schönheiten, welche
man ihm in den spätern Erzählungen gab, und die er gewiß auch zum
Theil gehabt hat, veranlaßten, daß man ihn Eden, d. h. Vergnügen
oder Paradies nannte, welches in Persien der Name der königlichen
Lustgärten war, in denen man alle Lieblichkeiten der Natur zu ver¬
einigen suchte.
Von diesem ersten Menschenpaare stammen alle Menschen auf
der Erde ab; die fernsten Völker in Asien und Amerika sind unsere
Brüder, wie die Nachbarn unserer Stadt oder unseres Dorfes. Luft,
Nahrungsmittel und Gewohnheit haben zwar manche Veränderungen
unter den Menschen veranlaßt: doch keine ist von der Art, daß eine
andere Luft und andere Gewohnheit sie nicht wieder umändern könnte.
Denjenigen, die in dem heißen Himmelsstriche wohnen, den Mohren
und Negern in Afrika, brannte die Sonnenhitze nach und nach die
Haut schwarz, machte sie das Kopfhaar kürzer und krauser: uns ließ
die kühlere reinere Luft eine weiße Haut und ein fließenderes Haar.
— Von gleichen Vorältern stammen ab die in träger Einfalt ihr Leben
verträumenden Einwohner auf dem Feuerlande im südlichen Amerika,
und die verständigsten, kunstreichsten, erfahrensten Völker Europa's.
Auch unsere Vorfahren vor 2 bis 3000 Jahren glichen vielleicht jenen
Menschen, deren Unverstand und Faulheit uns jetzt bedauernswürdig
scheint. Nur nach und nach bildet der Mensch seinen Körper und
Geist; und oft halten Beschaffenheit der Luft, Nahrungsmittel, fehler¬
hafter Körperbau, der sich fortpflanzt (wie bei den Kakerlaken), herr¬
schende Gewohnheiten, Aberglaube und harte Unterdrückung den Men¬
schen auf lange Zeit tief in Rohheit und Barbarei darnieder: so wie
dagegen erheiternde Luft, schöne Gegenden, gesunde, doch leichte Nah¬
rungsmittel, günstiger Körperbau, große Naturerscheinungen, zufällige
Entdeckungen, einzelne ausgezeichnet geistvolle Menschen, freie Lebens¬
weise ein Volk ungewöhnlich schnell zum Nachdenken, Erfinden und
Schaffen aufreizen können. — Endlich sind wir alle, wie verschieden
wir auch an Geisteskräften, Stand und Vermögen seyn mögen, alle
von einem Menschenpaar, alle unter einander Brüder: der Sohn des
ärmsten Tagelöhners ist eben so wohl unser Bruder, als der Sohn des
Edelmannes und des mächtigsten Fürsten; sie alle ehren dieselben Ur¬
väter, sind Menschen wie wir; und wir wollen also eben so wohl den
Dürftigen mit Menschenfreundlichkeit behandeln und nie mit Verachtung
oder Härte ihm begegnen, als wir dem Fürstensohn die ihm gebührende
Hochachtung ohne kriechende Schmeichelei zugestehen. Ehre, dem Ehre
gebühret; allen Menschen aber wohlwollende Liebe und Freundlichkeit!
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Lebensweise der ersten Menschen nnd erste Erfindungen.
Damit die ersten Menschen vor Unfällen bewahrt blieben, waren
sie in eine fruchtbare und angenehme Gegend versetzt worden. Sie und
ihre nächsten Nachkommen lebten daher ohne Arbeit von dem, was die
Erde freiwillig, von sich selbst hervorbrachte. Baumfrüchte sielen ihnen