Object: Hilfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters

Erster Zeitraum. Von den ältesten Zeiten bis zur Bildung des deutschen Reiches 843. 
sie den erdgeborenen Gott Thnisko und seinen Sohn Mannus als 
die Stanrmväter des Volkes. Die bedeutendsten germanischen Völker¬ 
schaften waren die Friesen an der Nordsee, die Cherusker ant 
Harz, die Chatten in Hessen, die Hermunduren = Thüringer, 
die Langobarden an der untern Elöe, die Semnonen Zwischen 
der mittleren Elbe und Oder, die Markomannen in Böhmen, die 
Quaden in Mähren, die Vandalen in Schlesien, die Burgunder 
an der Warte, die Goten an der Weichsel. 
Die Germanen werden als Leute von starkem Körperbau und 
heller Hautfarbe, mit trotzigen, blauen Augen und mit blondem, schlich¬ 
tem Haar beschrieben. — Städtische Anlagen kannten sie nicht, sie lebten 
in geschlossenen Dörfern oder ans einzelnen Höfen. Viehzucht und Jagd 
boten ihnen die Hauptnahrung; außerdem wurde auch Ackerbau getrieben. 
Neben dem eigenen Besitz der einzelnen Familien (Haus und Hof) gab 
es Gemeinbesitz des ganzen Gaus (Wald und Weide). Die Wirtschaft 
tntd die Herbert wurden teils von Sklaven und Abhängigen, teils von 
den Frauen besorgt; der freie Mann widmete seine Zeit der Übung 
mit den Wassert und der Jagd, die als eine Vorbereitung zum Kriege 
galt. Zur ^Bekleidung bienten Tierfelle, sowie leinene und grobe Tuch¬ 
stoffe, die sie selbst bereiteten; feinere Zeuge und Schmucksachen wurden 
aus der Fremde eingeführt. Ihre Lebensweise war einfach; ihre Woh¬ 
nungen waren Holz- unb Erdbauten. Ihre einfachen Waffen vervoll¬ 
kommneten sich erst in den Kämpfen mit bett Römern. Die Schilbe 
bestauben aus Holz ober aus Weibengeflecht. Die Hauptmasse war ber 
Speer, ein kurzer zum Werfen unb ein langer zum Nahkampf; seltener 
war bas Schwert; Helm unb Harnisch führten nur bie Vornehmeren. 
Die Stärke bes Heeres lag int Fußvolk; seine Schlachtordnung war 
keilförmig. Wenn ein ganzer Stamm Krieg führte, so erwählte er 
einen Herzog, ber beit Oberbefehl über bett ganzen Stamm führte. 
War ber Krieg beenbet, so legte ber Herzog fein Amt nieber. Das 
Familienleben ber Germanen war sehr innig. Die Fran war bie 
Genossin ihres Mannes in allem seinem Thun, selbst auf feinen Kriegs¬ 
zügen. Daher überreichte sie ihm bei ber Eheschließung Waffen. Da 
bie Frauen Not unb Gefahr mit ihren Gatten teilten, waren sie hoch¬ 
geehrt. Daheim mußten sie unter großer Mühsal bas ganze Haus¬ 
wesen bestellen. Die Erziehung ber Jugenb war wie bas ganze Leben 
rauh unb auf die Heranbildung kräftiger Männer und mutiger Krieger 
gerichtet. Durch bie Bekleibung mit bett Waffen in offener Volks¬ 
versammlung würbe ber Jüngling in bie Reihe ber Männer aufge¬ 
nommen. Feigheit würbe burch Ertränken int nächsten Sumpfe bestraft. 
— Als Hauptfehler bcr Germanen werben ihre Unmäßigkeit int Essen, 
ihre Trunksucht unb ihre Vorliebe für bas Würfelspiel genannt. 
Die Verfassung war eine freie. Die höchste Gewalt staub bei 
ber Volksversammlung bcr freien Männer, bie zu bestimmten Zeiten 
des Jahres zusammentrat (dem Ding oder Thing). In dieser Verstimm-
	        
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