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mit Venedig 1607; und brachte 1609 einen zwölfjährigen Waffenstill- 1607
stand zwischen Spanien und Holland zu Stande, wodurch dieser Staat, 1609
bisher spanische Provinz, als unabhängig anerkannt wurde. Wahrend
dieser Unterhandlungen war ein spanischer Gesandter in Paris, der mit
spanischem Stolz die Macht und Größe seines Staates rühmte. Wohl,
antwortete der König, der witzigen scherz liebte: er gleicht der Säule,
die Nebukadnezar einst sah, die von Gold und Silber zusammengesetzt
war, aber auf Füßen von Thon ruhete. — Man hatte in Spanien
über Heinrich gespottet, daß er am Podagra sehr leide und nicht mehr
zu Pferde sitzen könne. Eines Morgens läßt Heinrich, nachdem er ein
gutes Frühstück zu sich genommen hatte, den spanischen Gesandten zu
sich einladen, nimmt ihn bei der Hand und führt ihn fünf Stunden
lang mit großen Schritten spazieren, daß dieser endlich ermüdet um
Erlaubniß bitten muß, sich nach Hause begeben zu dürfen, um auszu¬
ruhen. Ihr werdet denn also gute Nachrichten von meiner Gesundheit
nach Spanien melden können, sagte der König bei der Trennung, daß
mich das Podagra doch nicht so sehr plagt, daß ich nicht eher auf dem
Pferde sitzen möchte, als die Spanier den Fuß in den Steigbügel
setzen. — Ja Heinrich hatte den großen Plan, die ganze Christenheit
in Eine große christliche Republik zu vereinigen, alle Staaten einan¬
der an Macht gleich zu machen, um einen ewigen Frieden zu gründen.
Doch er sollte auch nicht einmal den Versuch machen, diesen menschen¬
freundlichen Plan durchzuführen.
Seine Unterthanen erwiederten diese Liebe nicht, die Heinrich ihnen
so herzlich entgegentrug; sie argwöhnten immer, daß er kein aufrichtiger
Katholik sei, und die Begünstigung der Ketzer durch das Edict von
Nantes war und blieb ihnen ein Anstoß. Schon 1594 war er durch
einen verführten Katholiken in seinem Zimmer an der Lippe verwundet
worden; und nach 1598 wurden mehrere Verschwörungen gegen sein
Leben entdeckt. Dies machte den guten König sehr traurig, und es
quälten ihn oft schwermüthige Ahnungen. So unruhig fühlte er sich
auch den 14ten Mai IvlO. Vergebens kämpfte er dagegen an. Den ioio
Nachmittag versuchte er zu schlafen, doch umsonst. Endlich fuhr er in
Begleitung einiger Großen aus, um seine ängstlichen Gedanken zu zer¬
streuen. Die Kutsche, an beiden Seiten offen, kömmt in eine enge
Gasse, wo sie einiger beladener Wagen wegen, die entgegen kamen, still
halten muß. Die Bedienten gehen seitwärts von der Kutsche ab, die Wa¬
gen vorbei zu lassen; einer geht voraus, um Platz zu machen; die
Herren im Wagen kehren ihr Gesicht nach den Pferden. In dem Au¬
genblick steigt Franz Ravaillak aus das Hinterrad des königlichen Wa¬
gens und giebt dem Könige zwei Messerstiche unter dem Herzen, so daß
er auf der Stelle stirbt. Wahrscheinlich war Ravaillak von Feinden
des Königs aufgereizt, besonders von Spanien; und vielleicht war
Heinrichs eigene Gemahlin an der Mordthat nicht unschuldig. Viele
Einwohner in Paris starben vor Schrecken und Gram über diese un¬
glückliche Begebenheit; doch die Königin sah man weder erschrocken
noch bekümmert, sie eilte nur, sich die vormundschaftliche Regierung für
ihren unmündigen Sohn, Ludwig XIII., zu verschaffen. Sie hieß Maria,
aus dem italienischen Hause Medicis, und war eine eifrige Katholikin.
Es ist selten, daß Könige aufrichtige Freunde besitzen. Heinrich
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