382
ders in seinem Versuch über den Menschen. Thomson (1700—1748)
gab schöne Naturschilderungen in den Jahreszeiten. Aoung (1681—
1765) konnte sich nur durch die Nachtgedanken einen bleibenden Na¬
men gewinnen.
Die Prosa der Engländer wurde zuerst ausgebildet durch Tillot-
son (t 1694) in Predigten, Temple ('s 1700) und Shaftesbury (1713)
in philosophischen Abhandlungen. Swift (1667—1745) schrieb humo¬
ristische Erzählungen: Gullivers Reisen in Liliput und das Mährchen
von der Tonne. Addison (1672—1719) gab eine musterhaft stylisirte
Zeitschrift der Spectator heraus, die Beifall und Nachahmung fand.
Richardson (1689—1771) schrieb mehre Romane, unter denen Cla¬
rissa und Grandison die gelesensten sind. Fielding (1707—1754)
schrieb gute Familienschilderungen; die bekannteste ist Tom Jones.
Sterne (1713—1765) gilt als vorzüglicher Humoristiker in der em¬
pfindsamen Reise und in Tristram Shandy. Goldsmith (1731 —
1774) schrieb den bekannten Familienroman Vicar von Wakefield,
und endlich Smollet (1721—1771) schrieb viele humoristische Romane,
darunter besonders Humphrey Klinker sehr beliebt.
Während in den genannten Ländern die Literatur sich regte und
die Sprache sich ausbildete, blieb Deutschland nicht allein zurück, son¬
dern sinkt von einem kräftigen Anfange zu gänzlicher Nichtigkeit zurück.
Luther hatte für die Sprache einen Riesenschritt gethan und das Hoch¬
deutsche des Sächsischen Dialekts zur Schriftsprache erhoben, er fand
aber keine würdige Nachfolger. Im 16. Jahrhundert stand es noch
am besten um das Volks- und Kirchenlied. Luthers Muster folgten
Ringwald (vor 1600), Nikolai (ck 1608), Eber (1-1569) u. a. Das
glückhafte Schiff Fischart's (ck um 1590) ist das einzige epische Ge¬
dicht. Glänzender tritt das Lehrgedicht auf in Rollenhagens (ck 1609)
Froschmäuseler, die Satyre in Murners (ck 1535) Narrenbeschwö¬
rung, Schelmenzunft u. a. und die Fabel in Burchard Waldis
(t 1555) Dichtungen. Die dramatischen Leistungen beschränken sich
auf Fastnachtspiele des Hans Sachs und Anderer. Thurnmeper ge¬
nannt Aventinus (ck 1534) schrieb eine gute Prosa in seiner Baierschen
Chronik, Tschudi (f 1572) in seiner Schweizer Chronik, Sebastian
Frank (ck 1545) in seinen Geschichtswerken, sowie andere Chroniken¬
schreiber dieser Zeit ebenfalls. Götz von Berlichingen und Ulrich von
Hutten schrieben in einer kräftigen Sprache. Zwei Hauptschriftsteller
dieser Zeit sind Joh. Arndt (ch in Celle 1621); er schrieb Predigten,
Gebete und Abhandlungen, und Joh. Agricola (t in Berlin 1566)
erklärte Sprichwörter in einfachem, kräftigem Ausdruck.
Mit dem 17. Jahrhundert verfällt die deutsche Literatur gänzlich;
nur wenige Männer zeichneten sich aus. Dazu sind zu rechnen: Ru¬
dolf Weckherlin (ck um 1650) war ein guter Oden- und Liederdichter;
Martin Opitz (ck 1639) erwarb sich als Wiederhersteller der deutschen
Dichtkunst einen bedeutenden Namen; er zeichnete sich als Lehr- und
Liederdichter aus, kräftiger aber sind die Lieder Paul Flemmings (-fl 640).
Ihr Zeitgenosse Andreas Gryph (1-1664) zeigte in seinen Trauer-und
Lustspielen viel Talent. Friedrich von Logau (i 1655) ist ein guter
Epigrammendichter. Im christlichen Liede sind hervorzuheben: Paul
Gerhardt (i 1676), Joh. Rist (t 1667), Georg Neumark (i 1689),