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mit seinem Bären auf dem Verdecke frühstückte, zeigte sich ein
großer Haifisch. Ban Amburgh faßt seinen Hebel, schwingt
sich mit diesem über die Schanzbekleidnng des Schiffes und
schwimmt dem furchtbaren Tiere entgegen. Der Kapitän ließ
das Schiff beilegen, und alle Mannschaft versammelte sich aus
dem Verdeck. Van Amburgh schwamm gerade auf den Hai¬
fisch los, dieser aber packte den eisernen Hebel mit seinem
Rachen und zog seinen Gegner mit sich in die Tiefe. Nach¬
dem Van Amburgh sich vergebens bemüht hatte, seine Waffe
wieder frei zu bekommen, sah er sich genötigt, sie aufzugeben,
um wieder die Oberfläche des Wassers zu gewinnen. Aber
der Haifisch verfolgte ihn — ehe noch unser Held ein Rettungs¬
seil ergreifen konnte, sah er das Untier an seiner Seite und
konnte ihm nur durch schnelles Untertauchen entgehen. Er
taucht wieder auf, verlangt, daß man ihm eine Harpune zu¬
werfe, wartet ruhig, bis sich der Haifisch wieder naht — wirft
ihm die Harpune in den Rücken und schleudert das Ende des
Seils, an dem der tödliche Haken hängt, in das Schiff.
Während die Matrosen alle Kräfte anwenden, den Kopf des
Tieres außer dem Wasser zu halten, befiehlt Van Amburgh
seinem Hiob, sich ins Wasser zu stürzen. Der Bär gehorcht
sogleich, schwimmt gegen den Haifisch, der gewaltig um sich
schlägt, und erdrückt, von seinem Herrn angeleitet, mit seinen
furchtbaren Tatzen das gewaltige Tier. Einige Flintenkugeln
endigten seinen Todeskamps. Man warf ihm eine Schlinge
um den Hals und zog ihn ans das Hinterkastell des Schiffes.
Wenige Tage nach diesem Abenteuer büßte das Schiff durch
einen jähen Windstoß seinen Hauptmast ein und war genötigt,
mit seinen Notmasten in den nächsten Hafen einzulaufen. Dort
traf Van Amburgh einen Landsmann und erfuhr von diesem,
daß der Pächter und sein Gefährte wieder vollkommen her¬
gestellt seien. Er entschloß sich daher, in sein Vaterland
zurückzukehren und schiffte sich ans dem nächsten Schiffe, das
nach Nordamerika ging, ein.
Nachdem Van Amburgh sich in Kentucky bei seiner Mutter
eine Woche lang aufgehalten, beschloß er, sich ganz der Tier-
bändigung zu widmen und trat bei Titus in Dienste. Titus
besaß damals die schönste und größte Menagerie, die nicht bloß
in Amerika, sondern in der Welt zu finden war. Seine Reisen,
besonders nachts, bei dem Scheine der Pechfackeln, gewährten
den merkwürdigsten Anblick. Seine Menagerie füllte sechzig
Wagen, und ihr Geheul, Geschrei und Gebrüll zusammen
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