Full text: Quellenlesebuch (Heft 5. Erg.-H)

14. Die mittelalterliche Frau im Hauswesen. 
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Cäsar unter den Hauptnahrungsmitteln der Deutschen kennt (b. g. VI, 22), oder die 
geronnene Milch, den weißen weichen Quark, die Tacitus nennt (Germ. 23). Bei den 
volkstümlichen Käsearten der süddeutschen Berge, dem Topfen und Zieger, haben 
sich auch die heimischen alten Benennungen erhalten, so wie im alemannischen Anke 
der deutsche Name der Butter (ancho), die nach Plinius (h. n. 28, 35) bei den Bar¬ 
baren, die Vieh genug besaßen^, um Milch zum Buttern übrig zu haben, sehr geschätzt 
»war. Auch das für Fett überhaupt gebrauchte Wort smero (nord. smiör, smör) be¬ 
zeichnete die Butter, im oberdeutschen freilich gern als chuosmero oder ancsmero 
näher bestimmt. Ranzige Butter verwandten die Burgunder in der zweiten Hälfte 
des 5. Jahrhunderts zur Haarsalbe (Sidon. Apoll, carm. 12, 6). 
Von den Herden kam das Fleisch des zahmen Viehs, durch die Jagd das Wild- 
bret (Cäsar b. g. IV, 1. Tacitus germ. 33). Schaf- und Schweinefleisch wird am 
meisten gegessen worden sein, auch wohl das der Geiße. Bei den Angelsachsen des 
7. und 8. Jahrhunderts war es ebenso. Das Fleisch ward später auch getrocknet und 
geräuchert. Karl der Große befahl, daß in seinen Meierhöfen (capit. de vill. 34. 35) 
stets ein Vorrat an Speck, Rauchfleisch, Sülze und frisch gesalzenem Fleisch sowie 
Schöpsen- und Schweinefett vorhanden sei. 
Der Feldbau lieferte die Körner der angebauten Getreidearten. Mit Sicher- 
heit können wir nur die Gerste als den Germanen bekannt behaupten, zur Zeit da sie 
noch mit italischen und daher auch mit den slawischen Stämmen zusammenwohnten. 
Die übrigen Arten außer dem Roggen scheinen erst nach ihrer Trennung von den 
Slawen zu ihnen gebracht, aber ehe sie sich selbst weiter untereinander schieden. 
Haferbau der Deutschen bezeugt Plinius (bist. nat. 18, 44). Der Weizen scheint ihnen 
von den Gattern zugekommen zu sein. 
Das Mahlen der Körner geschah auf Handmühlen; das war eine harte Arbeit, 
die besonders den Mägden oblag. Wer gedenkt nicht jener Mühlmägde aus der 
Odyssee, deren Klage und Treue der heimgekehrte Odysseus belauschte? Auch unsre 
alte Poesie berichtet von diesen Arbeiterinnen, die zu den niedrigsten Mägden gerechnet 
wurden, weil ihre Beschäftigung nur grobe Kraft, keine Geschicklichkeit verlangte. 
Die Handmühlen haben sich zur Qual der Mägde sehr lange erhalten. Noch Heute 
sind sie, freilich in veränderter Gestalt und nicht mehr zum Mehlmahlen, in den Haus- 
Haltungen zu finden. Daneben gab es auch größere Mühlen, die durch Tiere bewegt 
wurden, wie das gotische asiluquairnus, Eselsmühle, zeigt. 
Die Wassermühlen waren durch die Römer2 den Ostgoten, Franken, Burgunden 
und Westgoten bekanntgeworden3. Sie dienten nicht bloß zum Gebrauche des Be- 
sitzers, der sie durch einen Unfreien führen ließ, sondern auch für das allgemeine 
Bedürfnis^. Die Strafe für ihre Beschädigung war sehr hoch. Wasser- und Wind¬ 
mühlen waren im achten Jahrhundert auch in England schon in allgemeinem Ge¬ 
brauche, und fast jeder Ort besaß eine solche Mühle5. 
1 Auch aus den angelsächsischen Urkunden erhellt, daß die Butter wesentlich nur auf 
den Tisch der Wohlhabenden kam, Leo Rectitudines 202. Das Butterbrot ist heute noch 
in Süddeutschland nicht volkstümlich. 
2 Über die römischen Wassermühlen Plin. h. n. IX, 10. Vitruv. X, 10. 
3 Theoderich befahl dem römischen Senate, eine Untersuchung gegen die anzustellen, 
die das Wasser aus den öffentlichen Wasserleitungen ableiteten, um ihre Wassermühlen 
zu treiben (ad aquae molas exercendas) Cassiod. var. 3, 31. 
4 Waitz, Deutsche Verfassungsgerichte 2, 22. 
6 Leo Rectitudines 202.
	        
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