102
Sänfte nach betn Meere tragen. Unterwegs wurde er aufge¬
griffen und als er keine Rettung mehr sah, ließ er die Sänfte
niedersetzen und reichte sein Haupt dem Führer der Mannschaft,
dem Popilius Länaö, den er einst vor Gericht vertheidigt hatte,
zum Abhauen dar. Dasselbe wurde nach Rom gebracht, und
nachdem Antonius Gemahlin die Zunge wüthend mit Nadeln
durchstochen hatte, zum Hohne aus der Rednerbühne aufgestellt.
(43 v. Chr. G.) Cicero glänzt in der römischen Literatur als
Redner und Verfasser vieler Schriften über die Redekunst, wie
über philosophische Gegenstände.
§ 19. Julius Cäsar Oetavianus Augustus.
In dem Jahre, in welchem Cäsar ermordet wurde, beklei¬
dete derselbe das Consulat zugleich mit Marcus Antonius.
Dieser ehrgeizige Mann strebte nun dahin, Cäsars Stelle
einzunehmen. Die Verschworenen flüchteten sich, um sich gegen
die Wuth des Volkes zu schützen, aufs Capitol und sammelten
hier eine Bande Gladiatoren (Fechter.)
Antonius ließ aber Truppen in die Stadt rücken und es
schien, als ob es zum Kampfe kommen würde. Da bewirkte
Cicero am 17. März eine Amnestie, wie schon oben erwähnt ist.
Antonius schürte aber die Erbitterung von Neuem, als er wenige
Tage nachher bei der prächtigen Leichenfeier des Gemordeten
eine Rede hielt, in der er dessen glänzende Verdienste und seine
Liebe zum Volke schilderte. Als die Leiche auf dem Scheiter¬
haufen verbrannt wurde, nahm der Pöbel brennende Scheite von
demselben, und wollte die Häuser der Mörder anzünden. Diese
hielten es daher für gerathen, sich aus der Stadt zu entfernen.
Antonius bemächtigte sich hierauf der Papiere und Briefschaften
Cäsars, setzte den Senatsbeschluß durch, daß alle seine Verord¬
nungen Gesetzeskraft haben sollten und machte nun willkührliche
Einrichtungen unter dem Vorwände, daß er sie in Cäsars hinter¬
lassenen Papieren gefunden habe. Um diese Zeit traf Casus
Julius Cäsar Octavianus, der Enkel von Cäsars Schwester, aus
Apollonia in Griechenland, wo er studirte, in Rom ein. Er
war ein Sohn des Senators Casus Octavius, den er schon im
vierten Lebensjahre verlor, und der Attia, Tochter der Julia,