Full text: Kleine Lebensbilder aus dem Alterthum

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höhere Schönheit, Kraft und Weisheit bei, als den gewöhnlichen 
Menschen; solche sind Herakles, Theseus, Jason u. A. 
§ 3 Herakles. 
Der älteste und berühmteste der griechischen Heroen ist He¬ 
rakles (Herkules). Er war ein Sohn des Zeus und der Alk¬ 
mene, der Gemahlin des Königs Amphitryon. Hera, welche die 
Alkmene haßte, hielt seine Geburt auf, und so mußte er nach 
einem Schwure des Zeus, daß derjenige, der an einem be¬ 
stimmten Tage Zuerst geboren würde, die Herrschaft erhalten 
solle, dem Eurystheus, dem Sohne seines Großoheims, dienstbar 
sein. Schon in seinem Zartesten Kindesalter erwies er sich als 
Sohn eines Gottes, indem er zwei Schlangen, die Hera gesandt 
hatte, um das Kind Zu tödten, ergriff und erwürgte. Als er 
Jüngling war und einst in die Einsamkeit hinausging, erschienen 
ihm an einem Scheidewege zwei Gestalten; die eine, schön und 
lockend, verhieß ihm ein Leben voll von Freuden und Genüssen, 
die andere, ernst und würdevoll, Ruhm und Ehre bei den Men¬ 
schen und Unsterblichkeit, wenn er bereit sei, unter ihrer Leitung 
ein Leben voll von Mühen und Gefahren Zu führen. Jene war 
die Wollust, diese die Tugend d. h. nach griechischem Begriff 
Männlichkeit, Tapferkeit und Hochherzigkeit. Herkules gab nach 
kurzem Besinnen der letzteren die Hand und weihte sich ihr für 
sein ganzes Leben. Im Austrage des Eurystheus vollführte er 
nun zwölf Heldenthaten (die sogenannten zwölf Arbeiten des 
Herkules). Er erlegte den nemäischen Löwen, tödtetej die ler- 
näische Schlange oder Hydra, ein Ungeheuer nüt hundert Köpfen; 
fing eine der Artemis geweihte Hindin mit ehernen Füßen; dann 
einen Eber, der die Gegend um den Berg Erymanthus unsicher 
machte; reinigte an einem Tage die Ställe des Augias, in 
welchen der Mist von dreitausend Rindern aufgehäuft lag, indem 
er einen Arm des Flusses Alpheios hindurch leitete; tödtete die 
Stymphaliden, ungeheure Raubvögel mit ehernen Füßen und 
Schnäbeln; fing einen ungeheuren Stier, der die Fluren Kretas 
verheerte; brachte die Pferde des thracischen Königs Diomedes, 
welche Menschen fraßen, nach Mycenä; bestand einen Kampf mit 
dem kriegerischen Weibervolke der Amazonen und erbeutete das
	        
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