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den Knaben gutmüthige Menschen; diese brach¬
ten ihn dem Könige Polybos von Korinth und
seiner Gemahlin Merope, die ihn an Kindes statt
aufnahincn und ohne Wissen des LajoS groß zo¬
gen. Seiner dicken Fuße wegen erhielt er den
Namen Oidipos. — Demselben blieb selbst dann
noch, als er erwachsen war, seine eigentliche Her¬
kunft unbekannt; er glaubte nicht anders, als
daß Polybos und die Merope seine Eltern waren.
Doch begab er sich nach dem nahgelegenen Delphi,
um von dem Orakel zu erfahren, was ihm für
sein künftiges Leben bevorstehe, was zu der da¬
maligen Zeit besonders gern zu geschehen pflegte.
„Vermeide dein Vaterland," sprach das Orakel,
„damit du nicht deinen Vater mordest und deine Mut¬
ter heirathest!" „Wohl," sprach Oidipos, „will
ich nicht nach Korinth zurückkehren; nach Theben
will ich gehen, wo weder Vater noch Mutter
mich finden soll." Cr ging und kam bald ins
thcbische Gebiet. Hier, auf einem schmalen Wege,
begegnete ihm aber ein ältlicher Mann, nnt wel¬
chem er in Streit gerieth. Der Alte reizt
ihn zur Wuth und wird — vom OidipoS
erschlagen. Cs war aber Lajos sein Vater. Oidi¬
pos, nicht wissend, wen er eigentlich erschlagen
habe, setzt seinen Weg fort und kommt nach
Theben. Hier fand ec alles in Bestürzung über ein
Ungeheuer, welches alle ihm vorkommende Menschen
tödtete. Cs ruhete auf einem Felsen und hieß Sphinx.