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15. Die Maus.
Die Köchin spricht zum Koch : Fang mir das Mäuslein
doch! Es ist nichts sicher in Küch' und Keller, weder in der
Schüssel noch ans dem Teller. Wo was liegt, da frißt es; wo
was riecht, da ist es. Wo ein Braten dampft, kommt das
Mäusleiu und mampft. In den Küchenbehälter hat es gebissen
ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch und jag es wieder
in die Felder oder in die Wälder.
Er macht der Köchin freilich große Not, der kleine Dieb.
Ein Loch in der Mauer, unter dem Herd oder hinter dem
Kasten dient ihm als Wohnung. Was überhaupt eßbar ist,
schmeckt auch der Maus. Die Wände der Küchengeräte sind
schnell durchnagt, wenn es gilt, einen Zugang zu den erwünschten
Speisen zu schaffen. Der feingeschuppte, körperlange Schwanz
ist mit wenigen steifen Borsten besetzt. Die Maus benützt ihn
als Klettergeräte. Sie stemmt sich mit ihm in jede Vertiefung
rauher Wände, so daß sie selbst an senkrechten Flächen auf- und
abzulaufen vermag. So find felbst Würste und Schinken im
Rauchfang nicht ganz sicher. Dünne Stangen, Balken und
Säulen umschlingt sie mit dem Schwanz und hält sich so fest.
Außer deu langen, schmalen Vorderzähnen, zwei oben und zwei
uuteu — den scharfen meißelartigen Nagezähnen — hat die
Maus drei Backenzähne auf jeder Seite. Die Eckzähne fehlen
dem kleinen Nagetier. Die Nagezähne, ein Haupthandwerkzeug
unserer Mäuse, stecken tief und fest in den Kiefern, so daß sie
kräftig arbeiten können. In demselben Maße, wie sie sich unten
abnutzen, wachsen sie oben nach. Nur die Vorderseite ist mit
Schmelz überzogen, die Rückseite ist weiche Knochenmasse, die
sich beim Nagen gleichmäßig abreibt, so daß der nachgewachsene
Zahnteil stets der scharfe Meißel bleibt, dessen die Maus bedarf.
Aber nicht nur zur Befriedigung ihres Hungers nagen die Mäuse,
sie zerbeißen auch allerlei weiche Sachen in kleine Stücke und
füttern damit das Nest für ihre Jungen aus. Das Weibchen
bringt im Sommer dreimal 4—8 anfangs nackte und blinde
Junge, für die die Eltern in der ersten Zeit sorgen müssen.
Diese fast unglaubliche Vermehrung verhindert ein Ausrotten
oder bedeutendes Vermindern der Mäuse. Es ist das Schutz-
mittel, das die Natur den erfolgreichen Angriffen der zahl-
reichen Verfolger entgegenstellt.
Er ist gar nicht übel anzusehen, der ungebetene Gast. Unsere
kleine Hausmaus ist 9 cm laug, ebenso lang ist der dünne