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mit den zwölf Jüngern zu Tische, um mit ihnen
das bereitete Osterlamm zu genießen. „Sehn¬
lichst," sprach er voll Wehmuth und himmlischer
Freundlichkeit, „sehnlichst habe ich darnach verlangt,
mit euch diese Ostermahlzeit zu halten, bevor ich
leide. Denn ich sage euch: von nun an werde
ich keine mehr mit euch genießen, bis das (was
das geschlachtete Osterlamm im Reiche Gottes vor¬
bildet) Alles erfüllt seyn wird." Darauf nahm
er den Kelch, verrichtete ein Dankgebet und sprach:
„Nehmet hin und laßt ihn unter euch herumge¬
hen! denn ich sage euch: ich werde nicht mehr von
dem Gewächse des Weinstocks mit euch trinken,
bis das Reich Gottes gekommen ifh" Nach ei¬
ner Weile stand er auf, legte sein Oberkleid ad,
umgürtete sich mit einem Leincntuche, goß Wasser
in ein Becken und schickte sich an, den Jüngern
die Füße zu waschen, und mit dein Leinentuche,
das er uni sich hatte, sie wieder abzutrocknen. Da
er nun zu Petrus kam, wollte dieser, aus Ehr¬
furcht vor Jesus, es nicht zugeben und sagte ganz
erstauirt: „Herr! was? du wolltest mir die Füße
waschen?" Jesus sprach: „Was ich da thue,
siehst dll seht noch nicht ein. Du wirst es aber
hernach verstehen." Petrus antwortete: „Herr!
In Ewigkeit sollst du mir die Füße nicht waschen."
Jesus sprach: „Wenn di! dich von mir nicht wa¬
schen lässest, so wirst du keinen Theil an mir ha¬
ben/^ Da sagte Petrus, dem die Freundschaft