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für den Sohn Gottes ausgegeben!" Jesus hatte
in seiner Gestalt und in seinen! Betragen etwas
unaussprechlich Hohes und Himmlisches, das den
P. Pilatus immer schon mit geheinier Ehrfurcht
ergriff. Als daher Pilatus diesen Ausruf hörte,
fürchtete er sich noch mehr. Jesus mußte sich
noch einmal in den Palast begeben, und hier sprach
er zu ihm: „Woher bist du?" Jesus schwieg.
„Wie? Mir" sprach P. Pilatus, „antwortest
du nicht? Weißt du nicht, daß ich die Macht
habe, dich zu kreuzigen, uud auch die Macht, dich
loszulassen?"— Jesus antwortete: „Du hattest
keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von
oben herab gegeben wäre. Doch haben diejenigen,
die mich dir überlieferten, eine große Sünde." —
Noch immer geneigt, Jesus zu retten, kam P. Pi¬
latus nochmals aus dem Pratorium vor die ver¬
sammelte Menge des Volks. Allein die Priester,
die es ihm sogleich anmerkten, was er im Sinne
habe, schrieen, und so auch das Volk: „Wenn
du diesen loslassest, so bist du des Kaisers Freund
nicht." Das entschied. Der Gedanke an den
grausamen Liberins und die Furcht vor einer
Nebellion, machten P. Pilatus nachgiebig. „So
nehmet ihn denn hin," sagte er endlich, und setzte
— nachdem er sich hatte Wasser bringen lassen
und sich vor allem Volke die Hände gewaschen
hatte — hinzu: „ich bin unschuldig an dem Tode
dieses Gerechten!" „Ja, ja," rief alles anwe-