Full text: Erzählungen aus der Geschichte alter und neuer Zeit

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Ausbreitung 
sich zusammen, zogen aus zum Kampfe, der ihnen als religiöse Pflicht 
galt und den sie begannen „im Namen Gottes", wie sie selbst im 
Kampfe sich zuriefen. „Das Schwert, so hatte Muhamcd gelehrt, ist 
der Schlüssel zu Himmel und Hölle; ein Tropfen Bluts, in Gottes 
Sache vergossen, eine Nacht unter Waffen zugcbracht in seiner heiligen 
Sache nützt mehr, als zwei Monate Fasten und Beten; wer in der 
Schlacht fallt, dem sind seine Sünden verziehen; am Tage des Ge« 
richts werden seine Wunden wie Scharlach glanzen und wie Moschus¬ 
lieblich duften und der Verlust seiner Gliedmaßen wird durch die Fittige 
der Engel und Cherubim ersetzt werden." So feierliche Aufforderungen 
zum Kampfe und so hohe in Aussicht gestellte Belohnungen konnten 
ihren Zweck nicht verfehlen. Wenn im Kampfe die Heerführer riefen: 
„Vor Euch das Paradies und hinter Euch Teufel und Hölle" — wie 
hätte da nicht jeder sich beeifern müssen, durch Tapferkeit das Paradies 
zu erringen, sollt er's auch mit seinem Blute erkaufen! 
§ 70. Wir lesen in unserm alten Testamente eine herrliche Er¬ 
zählung von dem Propheten Elias, der in die Wüste geflohen war und 
dort der Erscheinung des Herrn harrete. „Und siehe, so heißt es, 
(1. Kön. 10, 11) der Herr ging vorüber und ein großer starker Wind, 
der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach vor dem Herrn her, aber 
der Herr war nicht im Winde. Nach dem Winde aber kam ein Erd¬ 
beben , aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbe¬ 
ben kam ein Feuer, aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem 
Feuer kam ein stilles sanftes Sausen." Und jetzt erkannte Elias die 
Nähe des Herrn und der Herr sprach mit ihm. — Wie ein stilles 
sanftes Sausen feierlich und majestätisch über die Fluren wallet, so 
wallten einst die Friedensboten, die Apostel, die der Herr gesendet — 
und der Herr war mit ihnen, er war mit ihrem, mit seinem Worte, 
das freundliche Licht des Evangeliums erglänzte der Welt, Friede kam 
in die Herzen, die Frieden suchten und ihn autzunehmen bereit waren. 
Wie ein Sturm daher braust und Alles vor sich niedcrwirft; wie ein 
Erdbeben gewaltig die Erde erschüttert und Zerstörung in seinem Gefolge 
hat; wie ein gieriges Feuer Alles vernichtet: so die Streiter, aufgeregt 
durch Muhamed! Aber der Herr war nicht im Sturmwinde, im Erd¬ 
beben nicht und nicht im Feuer. — Verfolgen wir mit einem flüchti¬ 
gen Blicke den Pfad der Eroberer! Von Arabien gehen sie aus. 
Syrien im Norden muß sich ihnen unterwerfen; die mächtigsten Städte, 
auch Jerusalem, nehmen sie als Beute; an den Euphrat kommen sie; 
sie siegen am Tigris, ziehen weiter nach Osten bis an den Indus und 
die Perser müssen ihnen gehorchen; nördlich dringen sie an den Oxus, 
der in den Aralsee fließt und erobern das Land, dringen bis an das
	        
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