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ober Abschreiben von Büchern. Sodann hielten sie
gemeinschaftlich gottesdienstliche Versammlung (Kir¬
che), wonach ein Jeder in seine Zelle wieder zu¬
rückkehrte. Nie sprachen sie mit einander. Ihre
Nahrung war Brot und Salz; etliche nahmen
auch wohl etwas Oel und die Kranken Gemüse.
Nach dem Essen überließen sie sich eine kurze Zeit
der Ruhe und nahmen dann ihre gewohnte Arbeit
vor. Sie gruben und bepflanzten die Erde, fäll¬
ten und spalteten Holz, verfertigten Körbe und
Kleidungsstücke, wuschen den Reisenden, die ihnen
zusprachen, die Füße. Ihr Bett war eine auf die
Erde gebreitete Matte, ihre Kleidung aus Ziegen-
oder Kamcelhaaren bereitetes Zeuch. Sie gingcil
barfuß und hatten kein Eigenthum; die Worte
mein und dein sprachen sie nie aus. Es
herrschte, wie sich Chrysostomus äußerte, in ihren
Zellen ein ununterbrochener Friede, eine zwar stille,
aber in ihrer Art einzige Heiterkeit. — In der
Einsamkeit, und zwar in der Wüste unweit Chal-
kiS in Cölesyrien, lebte auch zu dieser Zeit der
kaum erwähnte H i e r o n y m u s. Er hatte sich
von Nom aus nach Aquileja, und von hier
aus nach Antiochia (in Syrien) begeben; hier
aber entschied sich seine Neigung zu dem stren¬
gen Leben eines Einsiedlers, und er wählte so im
Jahre 374 die Wüste von Chalkis zu seinein Auf¬
enthalte. Hier lebte er nun wie Chrysostomus,
widmete sich so wie dieser eifrig dem Studium der
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