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60* Die Schlacht bei Königgrätz am 3. Juli 1866.
Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder
vor unsern Augen.
Der österreichische Oberbefehlshaber Benedck begriff, daß es
jetzt zu einer Hauptschlacht kommen müsse. Er zog daher alle seine
Truppen zusammen, stellte sich zwischen der Elbe und der Bistritz
auf den Höhen von Königgrätz, Sadowa, Lipa, Chlum und Problus
recht fest zurecht, besetzte die vor ihm liegende Sadowaer Waldung
stark mit Fußvolk und ließ Bäume umhauen und in die Wege
werfen, damit er große Verhaue hatte, hinter welchen seine
Truppen gesichert waren. Um den Kanonen eine gute Richtung
auf die Preußen zu geben, haute man Lücken durch die Gehölze
und machte durch Abschälen der Rinde von den Bäumen Merkzeichen
zum Zielen für die Geschütze. Es war eine sehr feste Stellung
und in dieser erwartete Benedek das preußische Heer. Es standen
230,000 Oesterreicher, braves, tapferes Fußvolk und, wie man
dafür hielt, die beste Reuterei in der Welt, mit 750 Kanonen
gegen 240,000 Preußen mit 750 Kanonen.
In der Mitternachtsstunde vom 2. zum 3. Juli sprengte ein
einzelner Reuter durch die Straßen von Gitschin. Auf dem Markt¬
platze vor dem einzigen Gasthofe des Städtchens sprang er aus
dem Sattel. Der Reuter war der General von Voigts-Rhetz.
Er brachte von dem Prinzen Friedrich Karl die Kunde, daß die
österreichische Armee auf den Höhen und Feldern von Sadowa und
Chlum sich zusammengezogen habe. Im Gasthofe zu Gitschin war
kurz vorher unser König Wilhelm eingetroffen; Prinz Friedrich
Karl bat, den Feind am folgenden Tage angreifen zu dürfen.
General Moltke wurde gerufen, man hielt Kriegsrath und
nach 2 Stunden sprengte Voigts-Rhetz wieder in die dunkle Regen¬
nacht hinaus. Die Schlacht war beschlossen. Der Kronprinz erhielt
den Befehl, sogleich mit der zweiten Armee aufzubrechen und den
rechten Flügel der Feinde anzugreifen, General Bittenfeld sollte den
linken Flügel fassen und die erste Armee auf den Mittelpunkt der
Oesterreicher losgehen. Zwischen 7 und 8 Uhr Morgens geschah
der erste Kanonenschuß. Prinz Friedrich Karl griff an. Um 8 Uhr
kam der König selbst auf das Schlachtfeld. Es regnete des Mor¬
gens und mit Unterbrechungen fast den ganzen Tag. Die erste
Armee ging frisch und muthig vor, doch die österreichischen Kano¬
nen und das Gewehrfeuer streckten Tausende der Unsern nieder.
Dennoch gewann man im Gehölze von Sadowa Boden und setzte
sich fest. Neue Schaaren von Feinden rückten an und trieben die
Preußen zurück; wieder gingen diese vor, wieder wurden sie zurück¬
gedrängt. So dauerte das Schlachtringen an 5 Stunden. Es