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quellen, aus denen sie edle Würze zum Schmausen des erleqteu Wildes
gewannen.
So rauh dies Land war, dem kernhaften Volke gefiel's. Nichts auf
der Welt ging ihm über die Freiheit; in diesen Wäldern und Berg¬
schluchten schien sie am besten geborgen. Und so blieben die einzelnen
Stämme auf den weiten Länderstrecken als auf ihrem Eigentume. Jeder
einzelne Hausvater baute sich, fern von den anderen, aus gewaltigen
Stämmen schlicht und recht das Haus und umgab den Hofraum mit
Pfahlwerk; das war nun sein und der Seinigen unverletzliches Heiligtum,
und er waltete nach alter Sitte darin wie ein Priester, Richter und Fürst.
Groß, stark, schön waren die Deutschen in uralter Zeit. Keuschheit,
Einfachheit der Sitten und Freiheit erhielten den Kindern die Kernkraft
und Eigentümlichkeit der Eltern. Wie Riesen blickten sie hoch über andere
Menschen. Weiß und rein war die Farbe ihrer Haut, in üppiger Fülle
floß das goldgelbe Haar, der Mähne des Löwen ähnlich, bei Männern
und Frauen hernieder, und aus den großen blauen Augen blickten Mut
und edler Freiheitsstolz. Die Kraft des Leibes wurde frühzeitig gestählt,
das neugeborne Kind in kaltes Wasser getaucht, das heranwachsende durch
jede Leibesübung abgehärtet. Der Knabe ging mit dem Vater auf die
Jagd, oder warf sich bei Sturm und Wetter in den Strom und rang mit
den Wellen. Der Jüngling sprang nackt zwischen nackten Schwertern und
Lanzenspitzen einher; solcher Schwerttanz war das einzige Schauspiel, an
dem das Volk Gefallen fand. Wie der Spartaner, ehrte auch der Deutsche
das Alter hoch und mehr, als alle anderen Heiden, das Weib. Was
die Deutschen versprachen, hielten sie treulich: „Hier hast du meine Hand
darauf," sagten sie bieder und reichten die Rechte dar. Und das galt
so viel, wie ein Eidschwur. — Von dem lebendigen Gotte wußten sie
nichts. Sie beteten Götzen an: die Sonne, den Mond, ihren Stammvater
Deut, den Wodan (Gnodan, Guten, Allvater), den Donnergott Thor, die
Ehegöttin Freia und noch manche andere. Von den Genannten haben
unsere Wochentage ihre Namen. — Die Deutschen glaubten an ein ewiges
Leben, aber sie hatten wunderliche Vorstellungen davon. „Die Tapferen,"
sagten sie, „kommen in Walhalla (den Himmel), und da ist ewige Freude,
ewige Lust. Die Seligen schmausen einen unbeschreiblich großen, leckeren
Eber, an dem nachts wieder anwächst, was am Tage davon abgegessen
wird. Den ganzen Tag über werden Lnstkämpfe gehalten, und des Nachts
heilen alle Wunden wieder zu. Die Feigen aber kommen in die Hela
(Hölle) und müssen ewig Hunger leiden und können nimmer sterben!"
208. Hermann.
Gegen das Jahr 9 nach Christi Geburt führte der römische Statt¬
halter Var ns in Deutschland den Befehl. Er hielt schon auf römische
Weise Gericht; römische Advokaten legten das Recht mit aller Spitzfindig¬
keit aus, und, was die Deutschen am meisten aufbrachte, Varus ließ nach
römischer Sitte die Beile mit den Rutenbündeln vor sich hertragen, welche
ein Zeichen seines Rechts über Leben und Tod und zu körperlicher
Züchtigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlägen wäre dem
freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung gewesen. Die